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6th Arab Film Festival Zurich

Seit 2012 wird das Arab Film Festival Zurich vom Filmpodium der Stadt Zürich gemeinsam mit dem Verein International Arab Film Festival Zurich organisiert. Es bietet alle zwei Jahre die Gelegenheit zu interkulturellen Begegnungen zwischen dem hiesigen Publikum und dem vielfältigen arabischen Filmschaffen sowie dessen Vertreterinnen und Vertretern. Auch die sechste Ausgabe vom 17.-27. November 2022 präsentiert ein starkes, abwechslungsreiches Filmprogramm, gedreht von Cineastinnen und Cineasten, die sowohl grosse Themen anzupacken als auch zu unterhalten wissen.
Der Filmpodium-Programmpass (CHF 60.00) bietet freien Zutritt zu allen Veranstaltungen des Festivals sowie zu allen übrigen Vorstellungen bis Ende Jahr. Er ist ab 15.11. ausschliesslich an der Kinokasse erhältlich.
Blickt man von ferne auf die arabische Welt, so haben sich die Verhältnisse in den letzten zwei Jahren eher verdüstert: Im Irak, in Syrien, Jemen, Libyen und weiteren Regionen finden nach wie vor bewaffnete Konflikte statt; in anderen arabischen Ländern herrschen autoritäre Regimes, die Menschenrechte und Meinungsfreiheit einschränken, was auch die künstlerische Entfaltung hemmt. Die katastrophale Explosion im Beiruter Hafen vom August 2020 hat den wirtschaftlich maroden Libanon endgültig ins Chaos gestürzt. Mancherorts diente die Pandemie den Behörden als Vorwand, um noch repressiver gegen die Bevölkerung vorzugehen.
Es gab und gibt aber, genauer besehen, auch viele Lichtblicke, zumindest im Bereich des Films. So ist in Saudi-Arabien die Aufhebung des Kinoverbots 2018 mit der Schaffung des Red Sea International Film Festival einhergegangen, das sich zu einem bedeutenden Anlass für die ganze arabische Filmszene gemausert hat, und die saudische Filmförderung unterstützt inzwischen über 100 Filmschaffende, darunter viele Frauen, jährlich mit 14 Millionen US-Dollar. Auch in Jordanien, das lange eine sehr bescheidene heimische Filmindustrie kannte, werden dank neuer Fördermassnahmen neuerdings deutlich mehr Filme produziert. Die ägyptische Investmentfirma Gemini Africa will mit ihrem Projekt CinemaTech Track der Filmindustrie in der ganzen Region unter die Arme greifen. Und im Rahmen der UNESCO-Initiative «Revive the Spirit of Mosul» hat der Schweizer Regisseur Milo Rau 2022 gemeinsam mit dem Fine Arts Institute of Mosul eine Filmschule gegründet. Dank der Digitalisierung ist das Filmschaffen zudem deutlich agiler geworden: Viele Produktionen lassen sich mit minimalen Equipen realisieren, ohne technisch-handwerkliche Einbussen, was in wirtschaftlich schwierigen Situationen umso wichtiger ist.

Vielfalt und Aktualität
All diese Entwicklungen schlagen sich auch im Programm des 6th Arab Film Festival Zurich nieder, zum einen in Podiumsveranstaltungen und Präsentationen zu den Filmländern Jordanien, Libanon und Saudi-Arabien, zum andern in den Filmen selbst. Covid und die Lockdowns sind ebenso ein Thema wie die Gewalt in Gaza und im Irak. Den Kampf um die Ermächtigung von Frauen und LGBTQIA+-Menschen in arabischen Kulturen setzen nicht nur, aber vor allem auch zahlreiche Regisseurinnen in Szene. Die desolate Aktualität in Beirut wird kontrastiert mit libanesischen Filmklassikern wie Once upon a Time in Beirut (1994) von Jocelyne Saab und Beirut, the Encounter (1981) von Borhane Alaouié.
Die Pandemie hat Kreativität und Produktivität der Filmszene kaum geschmälert; das Angebot an starken und begeisternden Filmen war diesmal grösser denn je, und die Auswahl fiel entsprechend schwer. Das Team des Vereins International Arab Film Festival Zurich hat mit enormem ehrenamtlichen Einsatz Filmfestivals besucht, unzählige lange und kurze Filme gesichtet und diese für unser Festival zugänglich gemacht. Das vorliegende Programm ist ebenso vielfältig wie hochkarätig geworden. Und während die letzte Ausgabe des Festivals 2020 noch darunter litt, dass keine Impfung gegen Covid-19 verfügbar war, können heuer wieder mehr Filmschaffende anreisen und zum kulturellen Austausch mit dem hiesigen Publikum wesentlich beitragen.
Zum zweiten Mal findet ein Wettbewerb für die vierzehn Langfilme statt, der von einer prominenten dreiköpfigen Jury beurteilt wird: Die marokkanische Kulturjournalistin und Sängerin/Songwriterin Jihane Bougrine, der Filmkritiker, Dozent und langjährige «Visions du Réel»-Direktor Jean Perret und der libanesische Filmemacher Ahmad Ghossein, mit seinem Film All This Victory 2020 einer der ersten Preisträger des Arab Film Festival Zurich, erküren den besten Film und die beste Regie.
Wir wünschen Ihnen ein anregendes Festival!

Achtung: Programmänderung
Nadia Fares' Film Big Little Women ist von einem grossen Schweizer Filmfestival in seinen Wettbewerb aufgenommen worden. Bedingung für die Teilnahme ist, dass der Film in der Schweiz vorher an keinem anderen Festival zu sehen war. Um Nadia Fares eine Chance auf den entsprechenden Preis zu geben, hat das 6th Arab Film Festival Zurich Big Little Women kurzfristig aus dem Programm genommen. An seiner Stelle werden die libanesischen Filme 1982 von Oualid Mouaness (19.11., 16.00 Uhr) und Beirut, the Encounter von Borhane Alaouié (26.11., 21.15 Uhr) je noch einmal zu sehen sein. Der Vorfilm The Resurrection of Spring wird am 17. und 18.,11. vor dem Film Lift Like a Girl eingesetzt.
Michel Bodmer