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Das erste Jahrhundert des Films: 1968 & 1978

In der Dauerreihe «Das erste Jahrhundert des Films» zeigen wir im Lauf von zehn Jahren rund 500 wegweisende Werke der Filmgeschichte. Die Auswahl jedes Programmblocks ist gruppiert nach Jahr­gängen, woraus sich schliesslich 100 Momentaufnahmen des Weltkinos von 1900 bis 1999 ergeben. Referenzzahl ist jeweils der aktuelle Jahrgang, d. h. im Jahr 2018 sind Filme von 1918, 1928, 1938 usw. zu sehen. Der Krieg in Vietnam, das blutige Ende des Prager Frühlings, die Exekution Che Guevaras, die Ermordung Martin Luther Kings – 1968 überstürzten sich die Ereignisse und die Jugend ging auf die Strasse, rebellierte gegen verkrustete Strukturen und träumte von einer besseren Welt. Das politische und geistige Klima der Zeit lässt sich an den Filmen dieses Jahres ablesen: George A. Romeros Night of the Living Dead traf mit der direkten Gewaltdarstellung und der Kritik am Vietnamkrieg und am Alltagsrassismus den Nerv der Zeit; in Lindsay Andersons If .... zündete der revolutionäre Geist inmitten eines britischen Internats, Sergio Corbucci widmete Il grande silenzio dem Andenken an Guevara und King, während Pier Paolo Pasolini in Teorema seine persönliche Vision vom Ende der Bourgeoisie umsetzte. Konrad Wolf verfilmte in Ich war neunzehn seine eigenen Kriegserlebnisse von 1945 – ihm gelang damit ein Antikriegsfilm, der zum DDR-Klassiker avancierte. In Kuba verlief 68 ganz anders, denn die Revolution hatte das Land bereits im vorangegangenen Jahrzehnt erreicht; in Erinnerungen an die Unterentwicklung blickte Tomás Gutiérrez Alea auf die ersten Castro-Jahre zurück.
1968 putschte sich in Mali das Militär an die Macht, woraufhin Souleymane Cissé in den Widerstand ging; 1978 analysierte er in Baara scharfsinnig die malische Gesellschaft. In den USA gelang derweil dem Afroamerikaner Charles Burnett mit Killer of Sheep ein zeitloses humanistisches Dokument, während Terrence Malicks Days of Heaven mit Bildern von unvergleichlicher Schönheit beeindruckte. 1978 war aber auch das Jahr, in dem Ermanno Olmi in L'albero degli zoccoli das bäuerliche Leben im Italien des späten 19. Jahrhunderts beschwor, Fred Schepisi in The Chant of Jimmie Blacksmith die tragische Situation eines Mischlings in Australien nachzeichnete, Edouard Molinaro mit La cage aux folles den ersten weltweit erfolgreichen Film aus dem Drag-Queen-Milieu schuf – und in dem Hans-Ulrich Schlumpf mit Kleine Freiheit die menschlichen Bedürfnisse und Befindlichkeiten in Zürich kurz vor Ausbruch der Jugendunruhen erforschte.


Weitere wichtige Filme von 1968:
2001: A Space Odyssey Stanley Kubrick, GB/USA (ab 27. Juni im Kino Kosmos)
Baisers volés François Truffaut, F
Faces John Cassavetes, USA
Once Upon a Time in the West Sergio Leone, I/USA
Planet of the Apes Franklin J. Schaffner, USA
Rosemary's Baby Roman Polanski, USA
Yellow Submarine George Dunning, GB

Weitere wichtige Filme von 1978:
Dawn of the Dead George A. Romero, USA
Die Schweizermacher Rolf Lyssy, CH
Gates of Heaven Errol Morris, USA
Halloween John Carpenter, USA
In einem Jahr mit 13 Monden Rainer Werner Fassbinder, BRD
The Deer Hunter Michael Cimino, USA
Watership Down Martin Rosen, GB
Tanja Hanhart