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Sélection Lumière: La femme du boulanger

Schon 2016 sollte im Rahmen der Sélection Lumière Marcel Pagnols Komödie La femme du boulanger laufen, doch da wurde der Film gerade restauriert. Nun ist er in voller Pracht zu sehen, rechtzeitig zum 80. Geburtstag dieses Klassikers. In einem Dorf in der Haute Provence muss der unlängst zugezogene Bäcker Castanier feststellen, dass seine hübsche junge Frau Aurélie mit einem Hirten durchgebrannt ist. Solange sie verschwunden bleibt, mag der geknickte Bäcker sein Handwerk nicht ausüben, und das kann seine Kundschaft nicht zulassen. Also machen sich die Dörfler auf die Suche nach der treulosen Bäckersfrau.
Marcel Pagnol (1895–1974) betätigte sich als Roman- und Bühnenautor ebenso erfolgreich wie im Kino, dessen Geburtsjahr er teilte. Als Regisseur verfilmte er nicht nur eigene Stoffe, sondern auch mehrere Romane seines provenzalischen Landsmanns Jean Giono. La femme du boulanger (1938) avancierte zu einem seiner grössten Publikumserfolge. Raimu, laut Orson Welles «der grösste Schauspieler aller Zeiten», verkörpert mit seiner «äquatorialen Taille, einem knopfgrossen Lippenbart und einer aus Wolle gestrickten Narrenkappe» (The New York Times) den betrogenen Bäcker und Ginette Leclerc seine allzu lebenslustige Frau. Pagnols Inszenierung widmet aber jeder Nebenfigur ebenso viel Sorgfalt wie den Protagonisten, sodass ein ganzer faszinierender Kosmos entsteht.
Marcels Pagnols Enkel Nicolas Pagnol hat im Filmgeschäft eigene Erfahrungen gesammelt, sich dann aber auf die Betreuung des gewaltigen Nachlasses seines Grossvaters konzentriert: Allerhand Dokumente zum Schaffen Marcels sowie dessen Korrespondenz und zahlreiche Fotografien hat Nicolas Pagnol in Buchform herausgegeben, darunter den schönen Bildband «Marcel Pagnol: L'album d'une vie». Ausserdem hat er die Restaurierung der Filme angepackt, damit diese auch von einem heutigen Publikum entdeckt und genossen werden können.
Vor der Vorstellung vom 11. April wird Martin Walder in den Film einführen.