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Sélection Lumière: Im Dreieck der Hassliebe

Wenn sie nach 22 Filmminuten endlich auftritt, ist ihre Leinwandpräsenz fast physisch spürbar. Gilda ist wohl Rita Hayworths berühmtester Film; mit ihrer erotischen Ausstrahlung verdreht sie nicht nur ihren Filmpartnern den Kopf . Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges wird ein Hasardeur in Buenos Aires zur rechten Hand eines deutschen Casinobosses, der dunkle Geschäfte mit den Nazis tätigt und nach einer Amerikareise eine betörende Nachtclubsängerin als seine Frau vorstellt. Im Dreieck entspinnen sich schillernde Hasslieben, in denen die Vorgeschichten der Figuren eine Rolle spielen.
Der «poverty row» der kleinen Hollywoodstudios entwachsen, konzipierte der berüchtigte Columbia-Boss und Grobian Harry Cohn diesen «Trash der Superlative» (The Motion Picture Guide) als Starvehikel für Rita Hayworth, die er als sein persönliches Eigentum und Kapital betrachtete. Der Film prägte wie kein zweiter Hayworths Image als Vamp und wurde ihr später zur Hypothek, doch Szenen wie ihr selbstbewusster erster Auftritt oder der Handschuhstrip zum Evergreen «Put the Blame on Mame», den Cohn ohne Wissen des Regisseurs mit einer Stripperin einstudiert haben soll, sind ins Repertoire der Noir-Mythologie eingegangen. Die spätere Filmkritik wies auf das hier wirksame Muster des «bad girl» hin, das sich am Ende zensur- und mainstreamverträglich als «good girl» erweist, daneben auf den unverblümten Frauenhass und die unterschwellige Homosexualität, welche die zwei Männerfiguren verbindet. (afu)