Nüschelerstrasse 11, 8001 Zürich - 044 415 33 66

< Zurück
Wittstock I-IV

«Eine der spannendsten Langzeitbeobachtungen der deutschen Filmgeschichte.» (Die Zeit)
«Es ist nicht übertrieben, zu sagen, dass jede deutsche Schulklasse diese Filme sehen sollte. Weil sie erzählen, was die DDR war, wie in ihr gelebt, geliebt und gearbeitet wurde, wie sie funktionierte oder eben nicht.» (Anke Leweke, Die Zeit)

Volker Koepp zu Gast im Filmpodium
«Und was macht das Leben?» – Der grosse deutsche Dokumentarist Volker Koepp braucht meist nur wenige Worte, um andere Menschen dazu zu bringen, ihm tiefe Einblicke in ihr Dasein zu gewähren. Wie kaum einem anderen gelingt es ihm, in poetischen Bildern, die persönlichen Schicksale mit der Landschaft zu verweben, vor der sie sich zutragen und historische Linien und Zusammenhänge sichtbar zu machen. Seit über vierzig Jahren portraitiert Koepp so Menschen und Landschaften im Osten Deutschlands und Europas und spürt entlang der politischen Verwerfungslinien des 20. Jahrhunderts Geschichte und Geschichten auf. Manche seiner Filme wie In Sarmatien (2013) oder Seestück (2018) wirken heute vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine fast prophetisch. Sein siebenteiliger Wittstock-Zyklus (1975–1996), der über zwei Jahrzehnte das Leben dreier Textilarbeiterinnen in der DDR und anschliessend in Deutschland begleitet, ist eine der spannendsten und schönsten Langzeitdokumentationen der deutschen Filmgeschichte. Volker Koepp wurde am 19. Januar mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Wittstock geehrt. Am 16. Februar ist er zur Eröffnung der Retrospektive «As Time Goes By» im Filmpodium zu Gast. Das Gespräch findet anschliessend an die Vorstellung von Wittstock I – IV statt.

Moderation: Nicole Reinhard. Gesamtdauer der Filme: 103 Min., anschliessendes Gespräch: 40 Min.

Gesamtdauer: 103 Min.

Programm

Volker Koepp (DDR 1975)

«Als Volker Koepp 1974 erstmals in der märkischen Kleinstadt Wittstock an der Dosse dreht, findet er eine Aufbruchsituation vor: Der VEB Obertrikotagenbetrieb ‹Ernst Lück› wird vor den Toren der Stadt aufgebaut, 1000 Arbeiterinnen sind hier schon tätig, 3000 sollen es werden.» (absolut Medien)
«Mädchen in Wittstock bildete den Auftakt zu dem sich über zwei Jahrzehnte erstreckenden Wittstock -Zyklus, in dem Volker Koepp die Lebensläufe verschiedener Arbeiterinnen im VEB Obertrikotagenwerk ‹Ernst Lück› festgehalten hat. Im ersten Teil fragte Koepp die jungen Frauen nach ihren Erfahrungen mit der Arbeit, interviewte sie zu ihren Erwartungen und Enttäuschungen. Verschmitzt und schüchtern, charmant und impulsiv gaben sie Auskunft über ihre Probleme und Wünsche, wobei der Ernst und die Krisenhaftigkeit der zukünftigen Entwicklungen sich bereits andeuten. Die Heldinnen der späteren Wittstock-Filme – Renate, Edith und Stupsi – sind hier zum ersten Mal zu sehen.» (Angelika Hölger, Programmheft zur Volker-Koepp-Retrospektive des Bundesarchiv-Filmarchivs Berlin, 2004)


Drehbuch: Volker Koepp, Wolfgang Geier, Richard Ritterbusch
Kamera: Michael Zausch
Musik: Konrad Körner
Schnitt: Barbara Masanetz-Mechelk

20 Min., sw, 35 mm, D


Volker Koepp (DDR 1976)

«Ein Jahr nachdem er mit den Dreharbeiten zu seinem Wittstock-Zyklus begonnen hatte, reiste Volker Koepp wieder nach Wittstock. Der leichte Unmut, der sich bereits im ersten Teil angedeutet hatte, ist stärker geworden. Dennoch hoffen die jungen Arbeiterinnen des Textilbetriebs auf baldige Veränderungen.» (Angelika Hölger, Programmheft zur Volker-Koepp-Retrospektive des Bundesarchiv-Filmarchivs Berlin, 2004)
«In das ‹emotionale Zentrum› der Filme rückt Stupsi, eine junge Arbeiterin, die bereitwillig und nicht ohne Koketterie von ihrem Privatleben erzählt: von Kabale und Liebe, von den Jungs, die zu viel saufen und schnell zuschlagen, von dem Traum, einmal, für eine kurze Zeit, wegzugehen aus Wittstock an der Dosse.» (Stefan Reinecke, in: «Die Geschichte eines Lächelns. Die Wittstock-Filme von Volker Koepp», Berlin 1993)


Drehbuch: Volker Koepp, Wolfgang Geier
Kamera: Christian Lehmann
Musik: Mario Peters
Schnitt: Rita Blach

22 Min., sw, 35 mm, D


Volker Koepp (DDR 1978)

«Im dritten Teil seines Wittstock-Zyklus steht Edith Rupp im Mittelpunkt, die wieder als Bandleiterin eingesetzt ist. Den Film zeichnet vor allem seine im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Filmen weitaus dichtere Darstellung aus, die die zukünftige Zuspitzung ahnen lässt.» (Angelika Hölger, Programmheft zur Volker-Koepp-Retrospektive des Bundesarchiv-Filmarchivs Berlin 2004)

Drehbuch: Volker Koepp, Wolfgang Geier
Kamera: Christian Lehmann
Musik: Rainer Böhm
Schnitt: Barbara Masanetz-Mechelk

32 Min., sw, 35 mm, D


Volker Koepp (DDR 1981)

«Der vierte Teil des Wittstock-Zyklus ist nicht nur Fortsetzung der filmischen Chronik über das Obertrikotagenwerk ‹Ernst Lück›, sondern auch eine erste Zusammenfassung vom Werden des Betriebes in seinem fast zehnjährigen Bestehen.» (Angelika Hölger, Programmheft zur Volker-Koepp-Retrospektive des Bundesarchiv-Filmarchivs Berlin 2004)
«Leben und Weben ist vielleicht der deprimierendste Wittstock-Film. Zu Beginn sehen wir Edith die Mutige, die Aktive. Sie hat sich verlobt und ist Obermeisterin geworden. Es gibt Arbeit, aber auch Heimat? Im Lehrlingsheim sind Übernachtungen von Männern verboten, die sozialistische Moral soll gewahrt bleiben, sagt die Leiterin. Immer wieder sieht man lange, kalte Flure; darin manchmal übermütige Mädchen, die, wie trotzig, die Unwirtlichkeit des Ortes missachten. Kleine Fluchten, kleine Wünsche. Nicht mehr im Heim wohnen zu müssen, sagt eine Frau, das wäre schön, und träumt von einer Einraumwohnung. Der Alltag scheint zermürbend zu sein. Arbeit und Fernsehen, manchmal Kneipe, manchmal Lesen. Am Ende redet Edith von der Rente. Von Glück keine Spur mehr.» (Stefan Reinecke, in: «Die Geschichte eines Lächelns. Die Wittstock-Filme von Volker Koepp», Berlin 1993)


Drehbuch: Volker Koepp, Wolfgang Geier
Kamera: Christian Lehmann
Schnitt: Barbara Masanetz-Mechelk

29 Min., sw, 35 mm, D

Veranstaltungsdatum
Vergangene Events:
Do., 16.2.2023 18:15
In Anwesenheit von Volker Koepp, der im Januar 2023 die Ehrenbürgerschaft von Wittstock erhielt.