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12 Angry Men

Infolge des Lockdowns war Sidney Lumets 12 Angry Men im März nur ein einziges Mal zu sehen und das ohne Einführung. Wir zeigen den Film daher nochmals im Rahmen der Sélection Lumière und diesmal richtig.
(Spieldaten: Mi, 21.10., 18:00 // Mi, 4.11., 21:15)

«Pfund für Pfund bietet Sidney Lumet immer noch die beste Filmografie aller New Yorker Giganten (sorry, Martin Scorsese), und wenn man bedenkt, dass er seine Karriere als Spielfilmregisseur mit dieser brillanten Charakterstudie begonnen hat, erbleicht man vor dem Talent dieses Mannes. Das Szenario von Reginald Rose, das sich im Laufe eines langen Sommertages und -abends in einem einzigen Geschworenenraum abspielt, war ursprünglich für eine Fernsehproduktion vorgesehen – wie auch Lumet selbst der rasanten Welt des live übertragenen Fernsehspiels entstammt. Der Regisseur aber nutzte die technischen Freiheiten, die ihm ein erstklassiger Kameramann wie Boris Kaufman gewährte, und steigerte mit jeder Nahaufnahme die Klaustrophobie. Oftmals steht dieses Dutzend Geschworene augenscheinlich kurz davor, handgreiflich zu werden; dieser Film über einen Mordprozess handelt von Überzeugungsarbeit, zeigt aber auch das ausgeprägte Talent der New Yorker, auf engem Raum zu koexistieren.
Doch wer hätte etwas gegen solche Gesellschaft einzuwenden? Zu Recht wird 12 Angry Men für seine durchweg tolle Besetzung gefeiert, allen voran Henry Fonda als Fürsprecher und Mann der leisen Töne und Lee J. Cobb als schwer belehrbares Grossmaul, das mit Vaterproblemen ringt und einen undankbaren Teenager nicht freisprechen will. (...) Heutzutage machen allzu wenige Filme die Kunst des Argumentierens zum Thema; wir könnten sicher mehr davon gebrauchen, aber bis dahin wird Lumets Einblick in die Mühen der Bürgerpflicht weiterhin beste Dienste leisten.» (Joshua Rothkopf, timeout. com, 2.7.2013)

Sidney Lumet (USA 1957)

«Von der Form her ist Sidney Lumets Kinodebüt ein Gerichtsdrama; von der Absicht her aber ist es ein Crashkurs über jene Stellen in der amerikanischen Verfassung, die Angeklagten einen fairen Prozess und die Unschuldsvermutung zubilligen. Aufgebaut ist alles ganz einfach: Abgesehen von einem kurzen Epilog spielt der ganze Film ‹an einem der heissesten Tage des Jahres› in einem kleinen New Yorker Geschworenenzimmer, in dem zwölf Männer über das Schicksal eines jungen Angeklagten diskutieren, der seinen Vater getötet haben soll. (…) Dies ist ein Film, in dem die Spannung nicht durch Action, sondern durch den Konflikt zwischen den Persönlichkeiten, durch den Dialog und die Körpersprache erzeugt wird; ein Meisterwerk des stilisierten Realismus. (…) Zwar gab es in der Besetzung nur einen kassenträchtigen Star, Henry Fonda, doch wurden die anderen elf Geschworenen von den seinerzeit besten Schauspielern New Yorks verkörpert: Sie rauchen, schwitzen, beschimpfen und belauern sich gegenseitig.» (Roger Ebert, Chicago Sun-Times, 29.9.2002)

Drehbuch: Reginald Rose
Kamera: Boris Kaufman
Musik: Kenyon Hopkins
Schnitt: Carl Lerner

Mit: Henry Fonda (Geschworener Nr. 8), Martin Balsam (Nr. 1), John Fiedler (Nr. 2), Lee J. Cobb (Nr. 3), E. G. Marshall (Nr. 4), Jack Klugman (Nr. 5), Edward Binns (Nr. 6), Jack Warden (Nr. 7), Joseph Sweeney (Nr. 9), Ed Begley (Nr. 10), George Voskovec (Nr. 11), Robert Webber (Nr. 12)

93 Min., sw, DCP, E/d, 12 J

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Mi.,
21.10.2020
18:00
Einführung: Martin Walder
Mi.,
4.11.2020
21:15