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Una giornata particolare

Drei Jahre nach Cʼeravamo tanto amati, der im Januar das Filmpodium-Publikum begeisterte, drehte Ettore Scola 1977 einen seiner grössten Erfolge, Una giornata particolare. Dessen Inszenierung spiegelt das Understatement des Titels: In diesem nüchternen Zweipersonendrama mit Sophia Loren und Marcello Mastroianni, fernab von jedem Glamour, geht es im Grunde um alles. (Spieldaten: Di, 7.7., 18:00 Uhr, Einführung: Martin Girod // Sa, 25.7., 21:00 Uhr)

An jenem Tag im Mai 1938, da der italienische «Duce» den deutschen «Führer» in Rom empfängt und alles, was zwei Beine hat, zur Parade aufgeboten worden ist, treffen in einem menschenleeren Wohnblock zwei Zurückgelassene aufeinander: Gabriele, ein schwuler, bereits entlassener Radiosprecher, der auf seine Verbannung wartet, und Antonietta, die Ehefrau und Gebärmaschine eines überzeugten Faschisten, der mit ihr noch am gleichen Abend jenes siebte Kind zeugen will, für das die Mutterschaftsmedaille winkt. Die beiden Randständigen des faschistischen Systems erleben eine paar Stunden der Gemeinsamkeit und Wahrhaftigkeit, während im Hintergrund die Weltgeschichte ihren Lauf nimmt und das Radio Parolen plärrt.
«Scola kann einer späteren Generation, die von der Macht des Radios als eines Instruments der diktatorischen Manipulation kaum mehr eine Ahnung hat, vor Ohren führen, wie es damals um dieses Einhämmern von Losungen und Dogmen bestellt war. Diese Dramaturgie ist aufs Präziseste beherrscht, nicht anders als die Dramaturgie der Farbe, die bei aller Künstlichkeit, wie Ettore Scola sie liebt, in diesem Film stimmig ist, bald Momente des Schocks schafft, bald atmosphärische Sequenzen der schüchternen Harmonie. (…) Und aufs Einstimmigste arbeitet Ettore Scola mit Sophia Loren und Marcello Mastroianni, die gegen ihr Image als schöne Menschen den Mut haben zur menschlichen Verwitterung.» (Martin Schlappner, NZZ, 29.12.1977)

Ettore Scola (Italien/Kanada 1977)

English text below

Während im Mai 1938 der Duce in Rom Hitler empfängt und vom Volk gefeiert wird, begegnen sich in einem verlassenen Mietshaus die ausgelaugte Hausfrau und Mutter Antonietta, die Mussolini verehrt, und der schwule Radiomann Gabriele, der von den Faschisten verbannt werden soll. «In Ettore Scolas lustigem, menschlichem Film Una giornata particolare – mit schauspielerischen Meisterleistungen von Sophia Loren und Marcello Mastroianni – sind Antonietta und Gabriele nie wirklich ein Paar, aber ihre kurze Begegnung erhellt die Leinwand mit einer Strahlkraft, wie man sie nur von grossen Filmschauspielern, die auch grosse Stars sind, kennt. (...) Una giornata particolare ist eine reine theatralische Konstruktion, und das trägt bei zum Vergnügen, wenn wir zwei aussergewöhnlichen Darstellern zusehen, die sich selbst auf die Probe stellen, Risiken eingehen, unerwartete Nischen von Humor und Pathos in Figuren finden, die man nicht ohne Weiteres mit ihrer öffentlichen Persönlichkeit in Verbindung bringen würde. (...) Die Begegnung macht Gabriele nicht zu einem Hetero oder Antonietta zu einer antifaschistischen Bombenwerferin. Sie bereichert ihr Leben, was dieser Film, in etwas bescheidenerem Massstab, auch tut.» (Vincent Canby, The New York Times, 26.9.1977)

While the Duce receives Hitler in Rome in May 1938 and is celebrated by the people, Antonietta, an exhausted housewife and mother who worships Mussolini, and the gay radio journalist Gabriele, who is about to be banished by the fascists, meet in an deserted apartment building. "In Ettore Scola's funny, humane A Special Day – an acting tour de force for Sophia Loren and Marcello Mastroianni – Antonietta and Gabriele are never really a couple, but their brief encounter lights up the screen with the kind of radiance you get only from great movie actors who also are great stars. (...) A Special Day is pure theatrical contrivance, and this is part of the pleasure as we watch two extraordinary performers test themselves, take risks, find unexpected pockets of humor and pathos in characters that one doesn't easily associate with the public personality. (...) The encounter doesn't turn Gabriele into a straight or Antonietta into an anti-Fascist bomb-thrower. It enriches their lives, which, on a somewhat smaller scale, is what this film does." (Vincent Canby, The New York Times, 26/9/1977)

Drehbuch: Ettore Scola, Ruggero Maccari, Maurizio Costanzo
Kamera: Pasqualino De Santis
Musik: Armando Trovajoli
Schnitt: Raimondo Crociani

Mit: Sophia Loren (Antonietta), Marcello Mastroianni (Gabriele), John Vernon (Emanuele, Antoniettas Ehemann), Françoise Berd (Concierge), Patrizia Basso (Romana), Tiziano De Persio (Arnaldo), Maurizio Di Paolantonio (Fabio), Alessandra Mussolini (Maria Luisa), Nicole Magny (Tochter des Cavaliere), Vittorio Guerrieri (Umberto), Antonio Garibaldi (Littorio)

105 Min., Farbe, Digital HD, I/e

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Di.,
7.7.2020
18:00
Einführung: Martin Girod
Sa.,
25.7.2020
21:00