Nüschelerstrasse 11, 8001 Zürich - 044 415 33 66

< Zurück

Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

In der Dauerreihe «Das erste Jahrhundert des Films» zeigen wir im Lauf von zehn Jahren rund 500 wegweisende Werke der Filmgeschichte. Die Auswahl jedes Programmblocks ist gruppiert nach Jahr­gängen, woraus sich schliesslich 100 Momentaufnahmen des Weltkinos von 1900 bis 1999 ergeben. Referenzzahl ist jeweils der aktuelle Jahrgang, d. h. im Jahr 2019 sind Filme von 1919, 1929, 1939 usw. zu sehen. Kaum ein anderes Jahr des 20. Jahrhunderts war so spektakulär wie 1969: Nixons Antritt seiner Präsidentschaft, die Mondlandung, die Manson-Morde, Woodstock, die Vietnamkrieg-Proteste. In den US-Kinos starteten Dennis Hoppers Motorradfilm Easy Rider, der mit seiner Thematik der rebellierenden Jugend den Nerv der Zeit traf, und John Schlesingers grandioser Abgesang auf den American Way of Life Midnight Cowboy. Eine weitere filmische Sensation war Z, mit dem Costa-Gavras das Genre des Politthrillers begründete. Derweil gelang Toshio Matsumoto in Japan mit Funeral Parade of Roses ein Queer-Cinema-Klassiker und Ken Loach etablierte sich mit Kes als führende Kraft des britischen Sozialrealismus.
Das Jahr 1979 hingegen war geprägt von so folgenreichen Umbrüchen wie der Revolution im Iran, der zweiten Ölkrise, Chinas Öffnung und Thatchers Wahlsieg. In diesem Jahr revolutionierte Ridley Scotts Alien nicht nur das Science-Fiction- und Horrorfilmgenre, sondern mit Sigourney Weaver als erster Actionheldin der Filmgeschichte auch Hollywoods Frauenbild; gleichzeitig realisierte Woody Allen mit Manhattan eine der grossartigsten Liebeserklärungen an New York. Für Furore sorgte George Millers Low-Budget-Film Mad Max, der sich zum Kultfilm mauserte und dessen Einfluss auf die Popkultur bis heute anhält. Im selben Jahr wurde Deutschland durch den Riesenerfolg von Volker Schlöndorffs Die Blechtrommel zurück auf die Landkarte des Weltkinos gebracht. Für die Schweiz tauchte Clemens Klopfenstein während 150 Nächten in europäische Städte ein und verdichtete alles zu seinem zeitlosen Geschichte der Nacht; zugleich inszenierte Yves Yersin mit Les petites fugues einen der erfolgreichsten Schweizer Filme überhaupt. Den antiautoritären Zeitgeist der 70er-Jahre schliesslich verkörperte nichts so gut wie Monty Python’s Life of Brian, der auch heute noch erstaunlich aktuell wirkt. Eric Idles «Always Look on the Bright Side of Life» entwickelte ein Eigenleben, stürmte Jahre später die Charts und gilt als beliebtester Beerdigungssong Grossbritanniens.


Weitere wichtige Filme von 1969:
Antonio das mortes Glauber Rocha, Brasilien
Butch Cassidy and the Sundance Kid George Roy Hill, USA
Charles mort ou vif Alain Tanner, CH
Die Farbe des Granatapfels (Sajat nova) Sergej Paradschanow, UdSSR
L'armée des ombres Jean-Pierre Melville, F
Le chagrin et la pitié Marcel Ophüls, F
Ma nuit chez Maud Eric Rohmer, F
Fellini Satyricon Federico Fellini, I
The Wild Bunch Sam Peckinpah, USA
Women in Love Ken Russell, GB

Weitere wichtige Filme von 1979:
All That Jazz Bob Fosse, USA
Apocalypse Now Francis Ford Coppola, USA
Being There Hal Ashby, USA
Grauzone Fredi M. Murer, CH
Hair Milos Forman, USA
Legend of the Mountain (Shan zhong zhuan qi) King Hu, Taiwan
Nosferatu: Phantom der Nacht Werner Herzog, D
Raining in the Mountain (Kong shan ling yu) King Hu, Taiwan
Stalker Andrej Tarkowskij, UdSSR

Vergangene Jahrgänge dieser Dauerreihe unter: Filmpodium Plus
Tanja Hanhart