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Sélection Lumière: Zabriskie Point

Antonionis Hommage an die amerikanische Studentenbewegung ist wegen der Orgie im Death Valley und des spektakulären apokalyptischen Finales legendär – doch für MGM wurde der einzige US-Film des italienischen Cineasten zum Produktions-Alptraum und Rezeptions-Desaster. Amerika, in den späten sechziger Jahren, zur Zeit der Studentenunruhen: Als der Student Mark des Mordes an einem Polizisten verdächtigt wird, stiehlt er ein Kleinflugzeug und flieht in den Südwesten. Mitten in der Wüstenlandschaft des Death Valley trifft er auf Daria. Die beiden irren durch die Einöde, rauchen einen Joint, philosophieren und lieben sich.
«‹Ich sehe zehntausend Menschen, wie sie quer über die ganze Wüste Liebe machen›, soll Antonioni bei seinem ersten Rundgang durchs Death Valley gesagt haben. Zabriskie Point, ein ‹lost cause›: Nachdem MGM Antonioni ‹carte blanche› zugesichert hatte, wird die Produktion des Films aufgrund seiner unkonventionellen Methoden zum Studio-Alptraum, die öffentliche und kritische Rezeption ein Desaster. Antonionis Film über Amerikas Gegenkultur wirft man ‹Schwächen› in Dialog, Schauspiel und Handlungsführung vor, die sich kaum von denen seiner zuvor gelobten Filme unterscheiden – eher dürfte der unerhörte Blick des Aussenseiters Anlass für den Zorn gewesen sein. Trotz seiner Unebenheiten ist Zabriskie Point viel besser gealtert als behauptet: In der prekären Mischung aus dokumentarischer Direktheit und abgehobenem Kunst-Konstrukt klingen die Widersprüche der Ära nachdrücklich an; das atemberaubend apokalyptische Finale lässt zur Musik von Pink Floyd eine Luxusvilla in Zeitlupe zerbersten: Es regnet Konsumgüter, die sich ‹zu einem verblüffenden Katalog der modernen Welt addieren› (Jonathan Rosenbaum).» (Christoph Huber, Österreichisches Filmmuseum, 1/2003)
«Zabriskie Point hat nichts von seiner schrecklichen, destruktiven Schönheit oder ungestümen Erotik eingebüsst. (…) Antonionis apokalyptische Vision sagt genauso viel über die heutige Wut und Angst aus wie über Amerikas Generation von radikalen Studenten und Aussteigern zur Zeit des Vietnamkriegs.» (MoMA, 12/2017)