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Das erste Jahrhundert des Films: 1955

In der Dauerreihe «Das erste Jahrhundert des Films» zeigen wir im Lauf von zehn Jahren rund 500 wegweisende Werke der Filmgeschichte. Die Auswahl jedes Programmblocks ist gruppiert nach Jahrgängen, woraus sich schliesslich 100 Momentaufnahmen des Weltkinos von 1900 bis 1999 ergeben. Referenzzahl ist jeweils der aktuelle Jahrgang, d. h. im Jahr 2015 sind Filme von 1915, 1925, 1935 usw. zu sehen. Vor einzelnen Filmen zeigen wir Schweizer Filmwochenschauen des betreffenden Jahres. 1955 erlebt Hollywood eine Zeit des Umbruchs, die Produktionsfirmen geraten durch die Konkurrenz des Fernsehens unter grossen Druck, das Studio-System bricht zusammen – das führt zu einer Lockerung der rigiden Zensurvorschriften und zum Versuch, neue Zielgruppen zu erschliessen. Dabei werden die Jugendlichen als Kinopublikum und Filmstoff entdeckt, eine Reihe von Filmen, die den Generationenkonflikt thematisieren, entstehen, allen voran Elia Kazans Meilenstein East of Eden und Nicholas Rays Rebel Without a Cause, mit denen James Dean zur unsterblichen Jugendikone wird. Im gleichen Jahr bringt Charles Laughton in The Night of the Hunter mit Robert Mitchum als Psychopath in schwarzweisser Predigertracht einen der unvergesslichsten Bösewichte auf die Leinwand. In Frankreich schockiert derweil Henri-Georges Clouzots das Publikum mit Les diaboliques, in dem das eigentlich Verstörende nicht die Darstellung des Schrecklichen ist, sondern die Amoralität der Figuren. In Skandinavien wiederum verhilft die heiter-frivole Gesellschaftskomödie Das Lächeln einer Sommernacht Ingmar Bergman zu seinem internationalen Durchbruch, während Carl Theodor Dreyer in Ordet mit einfachsten Mitteln die Zuschauer vom Eintreten eines Wunders überzeugt und damit in Venedig den Goldenen Löwen gewinnt. In Indien schliesslich debütiert Satyajit Ray mit Pather Panchali, seinem sensiblen Porträt des Alltags einer bengalischen Familie, das in Cannes gefeiert wird und den damaligen Laienregisseur sowie Indien als Filmland schlagartig in der internationalen Filmszene etabliert. Tanja Hanhart