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Reedition: Der 10. Mai

Als am 10. Mai 1940 Hitlers Truppen in Belgien, Holland und Luxemburg einfallen, beschliesst die Schweiz die zweite Generalmobilmachung. Einem frisch angekommenen deutschen Flüchtling schlagen Misstrauen und Fremdenhass entgegen. Anders als Lindtbergs Die letzte Chance zeichnet Franz Schnyders Der 10. Mai die bedrohte Eidgenossenschaft als abweisendes Land von Kleingeistern. Die restaurierte Fassung von 2009 ist zum ersten Mal im Kino zu sehen. Am Morgen des 10. Mai 1940 schwimmt der verfolgte deutsche Regierungskritiker Kramer über den Rhein, um bei Bekannten in Zürich Zuflucht zu suchen. Die Nachricht von Hitlers Einmarsch in drei Kleinstaaten im Norden schürt jedoch die Angst in der Schweizer Bevölkerung, und selbst jene, die dem Flüchtling zunächst helfen wollten, begegnen dem Deutschen mit Misstrauen oder setzen sich ab. In Zürich begegnet Kramer einer Jugendfreundin, der Schneiderin Anna. Diese nimmt ihn bei sich auf, doch ihr Schwager Albert, der mit ihr zusammenwohnt, will den Deutschen denunzieren.
«Mir war wichtig zu zeigen, wie sich mein Land verhält, wenn es nicht nur 1.-August-Reden hält, sondern wirklich in Gefahr ist», sagte Franz Schnyder über den Filmstoff, der ihn seit seinen Aktivdienstjahren beschäftigte. 1957, nach dem Ungarnaufstand, war die Flüchtlingsthematik wieder aktuell, was Schnyder und seine Koautoren W. M. Treichlinger und Arnold Kübler berücksichtigten.
Wie schon Schnyders Wilder Urlaub (1943) spielt Der 10. Mai an einem einzigen Tag, schildert aber diesmal die Gemütslage einer ganzen Nation anhand von Einzelschicksalen. Die vielen Nebenfiguren wurden von lauter Stars jener Zeit gespielt, von Margrit Rainer über Max Haufler und Therese Giehse bis zu Emil Hegetschweiler und Walter Roderer.
Am 10. Mai, dem 75. Jahrestag des Geschehens, gibt Filmhistoriker Felix Aeppli eine Einführung zur Entstehung von Schnyders Film und dessen Rezeption.