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Reedition: It's a Wonderful Life

Immergrüner Seelenwärmer

Frank Capras und James Stewarts erster Film nach ihrem Einsatz im Zweiten Weltkrieg war zu seiner Entstehungszeit ein finanzieller Misserfolg. Erst durch zahlreiche Fernsehausstrahlungen wurde It's a Wonderful Life zum Weihnachtsklassiker schlechthin. Das Filmpodium zeigt die saisongerechte Evergreen in restaurierter Fassung als Reedition und im Rahmen der Sélection Lumière. George Bailey, sein Leben lang anderen Leuten behilflich, ohne an seine eigenen Wünsche zu denken, beginnt am Heiligabend des Jahres 1945 am Guten im Menschen zu zweifeln. Aufgrund eines Missgeschicks sind aus seiner Sparkasse 8000 Dollar verschwunden. Der kaltherzige Bankier Potter, der das Geld gefunden hat, versteckt es, weil er die Sparkasse der Baileys an sich reissen will. George droht eine Gefängnisstrafe. Zu allem Überfluss fährt er auf der verschneiten Strasse auch noch sein Auto gegen einen Baum. Verzweifelt will sich George von einer Brücke in den Tod stürzen. Dies ruft einen Schutzengel auf den Plan, der George durch sein bisheriges Leben führt und ihm aufzeigt, wie viel Gutes er getan hat und auf wie viele Freunde er zählen kann.
Mitunter leichtfertig als naives Märchen abgetan, ist dieser Weihnachtsfilm eine «meisterliche Komödie mit viel Phantasie, liebenswürdiger Naivität und einem kräftigen Schuss sentimentaler Wehmut. Eine Hymne auf Nachbarschaftsgeist und Kleinstadtvertraulichkeit, die nicht zuletzt auch einen Gegenentwurf versucht zur gesellschaftlich-politischen Katerstimmung im Amerika der ersten Nachkriegsjahre.» (Lexikon des int. Films)
Vielleicht ist es gerade die aufrichtige Ernsthaftigkeit, gepaart mit einer gesunden Portion Humor, die Capras Film nicht in den Kitsch abgleiten lässt. François Truffaut beschrieb den Regisseur wie folgt: «Er ist der Lotse, der sich am besten darauf verstand, seine Personen in Situationen tiefster menschlicher Verzweiflung zu steuern, ehe er das Ruder herumwarf und das Wunder geschehen liess, das uns mit neuem Vertrauen ins Leben aus dem Kino entliess.» (François Truffaut, zit. bei Österreich. Filmmuseum Wien, 1991)
«In meinen Augen war dies der beste Film, den ich je gedreht hatte. Noch besser: Ich hielt es für den besten Film, den irgendwer je gedreht hatte. Er war nicht gemacht für die ach-so-gelangweilten Kritiker, oder die ach-so-abgestumpften Literaten. Es war meine Art von Film, für meine Art von Menschen.
Ein Film, der dem Abgekämpften, dem Verzagten und dem Desillusionierten, dem Säufer, dem Drogensüchtigen, der Prostituierten, denen hinter Gefängnismauern und hinter dem Eisernen Vorhang sagen soll, dass kein Mensch ein Versager ist.
Ein Film der den Unterdrückten, den Herumgeschubsten, den Bettlern sagt: ‹Kopf hoch, Junge! Keiner ist arm, solange er einen Freund hat. Drei Freunde und du bist stinkreich.›» (Frank Capra: The Name Above the Title, 1971).

* am Do, 4. Dezember, ...: Einführung von Martin Girod

Die Mitglieder des Fördervereins Lumière bestimmen alle zwei Jahre, welche Filme sie in dieser Sonderreihe sehen möchten. Für 2015/2016 haben sie – neben It's a Wonderful Life – folgende Werke erkoren:
Il deserto rosso (Michelangelo Antonioni, I/F 1964)

Hiroshima mon amour (Alain Resnais, F/J 1959)
Kauas pilvet karkaavat/Drifting Clouds (Aki Kaurismäki, Finnland 1996)
La femme du boulanger (Marcel Pagnol, F 1938)
Satyricon (Federico Fellini, I 1969)
Gloria (John Cassavetes, USA 1980)
Stalker (Andrej Tarkowskij, UdSSR 1979)
Foreign Correspondent (Alfred Hitchcock, USA 1940)
Mitt liv som hund/My Life as a Dog (Lasse Hallström, Schweden 1985)
Céline et Julie vont en bateau (Jacques Rivette, F 1974)
Black Moon (Louis Malle, F 1975)

Treten Sie Lumière bei und üben Sie ebenfalls Ihr Stimmrecht aus!