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Lateinamerika-Wochenende: Lateinamerikanische Grüsse

Seit 1988 ist Trigon-Film unterwegs fürs Kino aus Süd und Ost. Am 16. und 17. November lädt der Filmverlag ein zu einem Lateinamerika-Schwerpunkt mit Klassikern, (Vor-)Premieren und einem besonderen Gast: Altmeister Fernando E. Solanas. Trigon-Film war 1988 mit dem Ziel gegründet worden, das kulturelle Angebot in der Schweiz um Filme aus Afrika, Asien und Lateinamerika zu bereichern. Über 370 Produktionen aus 76 Ländern hat die Stiftung inzwischen in die Kinos gebracht, mehr als 200 davon in der eigenen DVD-Edition zugänglich gemacht. Trigon-Film hat massgeblich dazu beigetragen, dass Filme aus Süd und Ost heute präsenter sind und das Filmangebot vielfältiger geworden ist. Gefeiert wird mit Filmen, einem Apéro und einem Gespräch, das der ehemalige TA-Lateinamerika-Korrespondent Christoph Kuhn mit dem argentinischen Filmemacher und Kongressabgeordneten Fernando E. Solanas führen wird. Darin geht es ums Engagement in Politik und Kultur und um die Frage, was Filme bewirken konnten und können.
Den Auftakt zur Filmreise auf dem Kontinent macht der Kinderfilm Pequeñas voces aus Kolumbien, der auf der Basis von Kinderzeichnungen entstanden ist und einen ungewöhnlichen Eindruck vom Alltag eines Landes im Bürgerkrieg vermittelt. Weit zurück in die Anfänge des engagierten Kinos führt uns dann Fernando Birris Meisterstück Los inundados, in dem der Filmemacher gleich zum Einstieg dem Publikum etwas Entscheidendes sagt: Das, was ich euch da erzähle, mag nicht perfekt sein, aber es ist aufrichtig. Es folgt Solanas' Wunschfilm Tangos – el exilio de Gardel, den der Argentinier zur Zeit der Diktatur im Exil in Paris gedreht hat und der anhand einer Tanztruppe von der Zerrissenheit des Exilierten erzählt: Der Geist und die Seele sind dort, der Körper ist da.
Am Sonntag geht die Reise über Chile und Peru nach Kuba. Turistas von Alicia Scherson ist eines der herausragenden Beispiele eines neu erblühten chilenischen Filmschaffens mit der durch und durch eigenwilligen Erzählung über eine Frau, die sitzen gelassen wird und in einen Naturpark eintaucht. El mudo aus Lima wurde eben erst in Locarno mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet, und Melaza aus Kuba läuft als Vorpremiere zum Jubiläum: eine sanfte Komödie aus einem vergessenen Dorf auf der Karibikinsel, wo die Zeit stillsteht und alle sich damit abgefunden haben.
Walter Ruggle

Der ehemalige Film- und Kulturredaktor Walter Ruggle leitet seit 1999 den Verleih Trigon-Film.