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Thomas Mann und Richard Wagner: Porträt des Künstlers als alter Mann

Zur Ausstellung «Wollust des Untergangs. ‹Der Tod in Venedig›, Thomas Mann und Richard Wagner» im Museum Strauhof zeigen wir Death in Venice, Luchino Viscontis epochale Verfilmung von Thomas Manns Novelle, die vor dem Hintergrund des Fin de Siècle seine grossen Themen vereinigt: Künstlerleben, griechische Mythologie und Homoerotik. Venedig war von jeher aufgrund seiner glanzvollen Geschichte und der einzigartigen Lagunenlage Anziehungspunkt und Inspiration für Künstler. Thomas Manns Novelle «Der Tod in Venedig», publiziert 1912, hat die emotionale Aufladung dieser Stadt massgeblich beeinflusst, wie auch Viscontis Film seit über vierzig Jahren prägend ist für das Bild, das wir uns von dieser Stadt an der Schwelle zum zwanzigsten Jahrhundert machen. Im Mittelpunkt von Novelle und Film steht ein alternder Künstler, der zur Erholung nach Venedig kommt, wo er sich immer stärker von einem schönen Jüngling faszinieren lässt.
Aus dem preussisch-strengen Schriftsteller Aschenbach wurde bei Visconti ein Komponist, der an Gustav Mahler erinnert, und auch an anderen Stellen hat er die Novelle «entscheidend verändert. (...) Solche Verkürzungen und Ergänzungen (...) haben die literarische Vorlage einerseits trivialisiert und ihrer Dialektik beraubt, andererseits eine eigene erzählerische Mythologie entwickelt.
‹Was mich an der Geschichte interessiert›, soll Visconti geäussert haben, ‹ist das menschliche Drama eines Künstlers, die Geschichte seiner Einsamkeit und seiner Verzweiflung›. Death in Venice setzt fort, was schon als eines der Themen in Gattopardo und in Lo straniero entwickelt worden war: die (durchaus auch autobiografische) Erfahrung des Alterns, des Vergehens, des Verfalls, des nahenden Todes. Was dieses ‹Porträt des Künstlers als alter Mann› von den früheren Filmen unterscheidet (…), ist die Radikalität, mit der Visconti den physischen Verfall in den Mittelpunkt stellt und ihn mit zahlreichen Metaphern der Vorausdeutung und der Parallelität einkreist.» (Wolfram Schütte, in: Luchino Visconti, Reihe Film, Hanser 1975)