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Sortie du labo: Franz Schnyder: Nicht nur Gotthelf

Mit «Sortie du labo» machen die Cinémathèque suisse und der Verein Memoriav auf ihr Engagement zur Erhaltung des filmischen Kulturgutes in der Schweiz aufmerksam. Diesmal auf dem Programm dieser lockeren Reihe Schweizer Klassiker: drei sehr unterschiedliche Filme von Franz Schnyder, dem produktivsten Schweizer Regisseur der Nachkriegszeit. Der Name Franz Schnyder (1910–1993) steht heute noch hauptsächlich für Gotthelf-Verfilmungen: Uli, der Knecht, Uli, der Pächter (1954 bzw. 1955) und Die Käserei in der Vehfreude (1958); in den sechziger Jahren Annebäbi Jowäger (1960/61) und Geld und Geist (1964). Populäre Stoffe, sorgfältig und mit beliebten Darstellerinnen und Darstellern verfilmt – das war sein Spezialgebiet. Ursprünglich selber als Schauspieler und dann als Theaterregisseur in Deutschland erfolgreich, kehrte der Emmentaler Bauernsohn bei Kriegsausbruch in die Schweiz zurück, wo ihm 1941 die Regie von Gilberte de Courgenay anvertraut wurde, einem der wichtigsten (und erfolgreichsten) Filme der sogenannten «Geistigen Landesverteidigung». Kein Wunder, betitelte Christoph Kühn 1984 seinen Dokumentarfilm über ihn mit FRS – Das Kino der Nation. Dass sich Schnyder 1968 vom Film zurückzog, lag unter anderem auch daran, dass er nicht mehr in die damalige Schweizer Filmlandschaft passte und für viele genau jenes Kino verkörperte, von dem sich der «Neue Schweizer Film» abgrenzen wollte.
Dabei hatte Schnyder bei Weitem nicht nur die nostalgische, rückwärtsgewandte «Bilderbuchschweiz» im Visier; wie unsere kleine Filmauswahl zeigt, wusste er zeitgemässe Stoffe durchaus zu erkennen und packend auf die Leinwand zu bringen. Dass ihm der Erfolg bei Wilder Urlaub und Der 10. Mai beim zeitgenössischen Publikum versagt blieb, dürfte vor allem an den Zeitumständen und an den Bedürfnissen der Zuschauer gelegen haben. (CS)
Nähere Informationen unter www.memoriav.ch und www.sortiedulabo.ch.
cs