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Patricia-Highsmith-Weekend: Wiedersehen mit Ripley & Co.

Bis Ende Mai zeigt der Strauhof Zürich eine Ausstellung über Patricia Highsmith. Aus diesem Anlass zeigen wir als Marathon sechs der gelungensten Verfilmungen ihrer abgründigen Kriminalromane. Für das Weekend ist an der Kinokasse ein Marathon-Pass erhältlich.
Informationen zur Ausstellungen unter http://www.strauhof.ch
Gleich ihr erster Roman wurde verfilmt, von keinem Geringeren als Alfred Hitchcock: Strangers on a Train (1950) brachte Patricia Highsmith 7500 Dollar ein. Als 27-jähriger Neuling fand sie das ganz in Ordnung. Aus ihrem Architekten mit politischen Ambitionen wurde im Film ein ehrgeiziger Tennisspieler, das endgültige Drehbuch verfasste Raymond Chandler. Besonders angetan war Highsmith von Robert Walker als psychopathischem Bruno: «Er war hervorragend. Er hatte Eleganz und Humor und die richtige Zuneigung zu seiner Mutter.»
Psychopathen und Neurotiker waren Highsmiths Lieblingskinder. Dennoch – oder deswegen? – konnte sie sich mit dem obsessiven Briefschreiber in Claude Millers Dites-lui que je l’aime (nach «This Sweet Sickness») nicht besonders anfreunden. Hans Geissendörfers Die gläserne Zelle (nach «The Glass Cell») und Claude Autant-Laras Le meurtrier (nach «The Blunderer») gehörten für sie zu den gelungenen Verfilmungen ihrer Werke. Ihre wohl bekannteste Figur, Tom Ripley, der es in vier Romanen auf acht (ungesühnte) Morde bringt, hat sie mehrfach auf der Leinwand gesehen: Von Alain Delons Darstellung in Plein soleil war sie sehr beeindruckt. Matt Damons Darstellung von Tom Ripley als an seiner Homosexualität leidendem jungen Mann (The Talented Mr. Ripley) erlebt die Autorin nicht mehr. Sie starb 1995 im Tessin.
Dass in Plein soleil «ihr» Schluss geändert wurde, hat sie, die ihrem Publikum den Wunsch nach Gerechtigkeit immer wieder abschlug, weniger entzückt, aber sie war pragmatisch genug, sich nicht weiter darum zu kümmern: Wenn der Vertrag unterzeichnet sei, dann könnten die Drehbuchautoren und Regisseure mit dem Buch machen, was sie wollten. Nach ein paar gescheiterten Versuchen weigerte sie sich auch, selber an Drehbüchern mitzuarbeiten: «Ich will Filmregisseure gar nicht kennen lernen, ich suche ihre Nähe nicht. Ich will mich nicht in ihre Arbeit einmischen und will nicht, dass sie sich in meine einmischen.»
Corinne Siegrist-Oboussier