«Untersuchungsrichter Mauro Ponticelli (Michel Piccoli) beschäftigt sich mit dem Fall einer Frau, die in den Tod gesprungen ist. Auf ihrem Anrufbeantworter finden sich vulgäre Beschimpfungen: Hat sie die Aggression zum Suizid getrieben? Die Stimme gehört dem vorbestraften Schauspieler Giovanni Sciabola (Michele Placido), der Unordnung ins Dasein des Untersuchungsrichters bringen wird. Mauros geordnete Grossbürgerwohnung ist zugleich Sinnbild seines Unterbewussten und eine Art Gefängnis für seine psychisch derangierte Schwester Marta (Anouk Aimée), die durch Giovanni erstmals Autonomie gewinnt, woran ihr Bruder verzweifelt. Bellocchios ambitionierter Aufbruch in eine neue Schaffensperiode: ein Psychodrama der eigenwilligen Ellipsen und erstaunlichen Szenenfolgen, die in vieldeutiger Montage zusammenkrachen. Die allgemeine Stossrichtung könnte aber nicht klarer sein: Zersetzung des Bürgertums. Die Heimstatt des Richters wird erst vom rasenden Giovanni despektierlich geschändet, im unglaublichen Finale verfolgt eine unerbittliche Kamera Mauro durch den Rundbau, bis er die Reissleine zieht.» (Christoph Huber, Filmmuseum Wien, Feb 2024)
Drehbuch: Marco Bellocchio, Piero Natoli, Vincenzo Cerami
Kamera: Beppe Lanci
Musik: Nicola Piovani
Schnitt: Roberto Perpignani
Mit: Michel Piccoli (Ponticelli), Anouk Aimée (Marta), Michele Placido (Giovanni Sciabola), Gisella Burinato (Anna), Antonio Piovanelli (Quasimodo), Anna Orso (Marilena), Giampaolo Saccarola (der irre Bruder), Adriana Pecorelli (Sonia), Paola Ciampi (Ponticellis Mutter), Piergiorgio Bellocchio (Giorgio)
120 Min., Farbe, DCP, I/e