In dieser ungehemmt exzentrischen Screwball-Komödie von Tsui Hark, in der Pointen und Stimmungen feuerwerksartig changieren (HK-Kino at its best!), treffen während eines japanischen Bombenhagels 1937 Tung (Kenny Bee) und Shu-Shu (Sylvia Chang) unter einer Shanghaier Brücke aufeinander. Sie verlieben sich augenblicklich ineinander und versprechen, sich in zehn Jahren am selben Ort wiederzusehen. Dummerweise ist es jedoch so finster, dass sie sich nicht wirklich erkennen, was nach dem Verstreichen der zehnjährigen Frist zudem nicht der einzige Stolperstein ist, der dem Liebesglück im Wege steht: Shanghai und die Menschen haben sich stark verändert, Zynismus hat Romantik verdrängt. Ausserdem kommt Stool (Sally Yeh) dazu, die bei Shu-Shu unterkommt und sich in Tung verliebt, was dem Karussell der Verwechslungen und Missverständnisse nochmals Schwung gibt. (tb)
«Ein Film der bunten Lampions und Neonreklamen, ein Film der 1000 Wunder. Deren grösstes allerdings besteht womöglich darin, dass in allem Trubel melancholische, sehnsüchtige Untertöne mitschwingen. Shanghai Blues spielt kurz vor dem Sieg der Kommunisten im chinesischen Bürgerkrieg – Tsuis Film ist eine nostalgische Utopie, ein Liebesbrief an ein China der kapitalistischen, hedonistischen Moderne, dem keine Zukunft beschieden war.» (Lukas Foerster, critic.de, Feb 2025)
Drehbuch: Raymond To Kwok-wai, Szeto Cheuk-hon, John Chan Koon-chung
Kamera: Peter Ngor Chi-kwan
Musik: James Wong Jim, Tang Siu-lam
Schnitt: Chow Siu-sum
Mit: Sylvia Chang (Shu-Shu), Sally Yeh (Stool), Kenny Bee (Tung Kwok-man), Loletta Lee Lai-chun, Shing Fui-on, Wu Feng, Patrick Lung Kong
102 Min., Farbe, DCP, OV/e