Wie kaum ein anderer hat Víctor Erice in seinen Filmen vom Vergehen der Zeit berichtet. Das gilt auch für seine Kurzfilme, die oft im Rahmen sogenannter Omnibusprojekte entstanden sind, aber sich ganz eigenwillig und betörend mit dem auseinandersetzen, was das Kino von der Zeit bewahren kann. In Alumbramiento, seinem Beitrag zur Ten Minutes Older-Filmreihe, zeigt er in präzisen Schwarzweissbildern die Geburt eines Kindes in eine von Gleichzeitigkeit, Vergänglichkeit und der Epoche durchdrungenen Welt. Wie sehr die Zeit an der Erinnerung und am Kino hängt, offenbart sich in La morte rouge, in dem er sich an ein prägendes Kinoerlebnis im Gran Kursaal in San Sebastián erinnert. Vidros partidos und Plegaria erforschen in bewegenden Studien die sich in Fotografien haltenden Spuren der Zeit, sei es durch die geisterhaften Erscheinungen oder durch materielle Spuren des Zerfalls. In Ana, tres minutos sieht man die Schauspielerin Ana Torrent, die Erice bereits als Kind besetzte, wie sie über den zerstörerischen Tsunami in Japan 2011 spricht. «Die Toten beobachten uns», sagt sie und fasst so die Zeitwahrnehmung Erices zusammen.
Gesamtdauer: 87 Min.
Drehbuch: Víctor Erice
Kamera: Angel Luis Fernández
Musik: Paul Englishby
Schnitt: Julia Juániz
Mit: Ana Sofía Llaño (Mutter), Pelayo Suarez (das Neugeborene), Celia Poo, José Antonio Amieva, Fernando García Toriello
11 Min., sw, DCP, Sp/d
Drehbuch: Víctor Erice
Kamera: Valentín Álvarez
Musik: Teresa Fernández Ramos
Schnitt: Juan Pedro Díez
32 Min., Farbe + sw, DCP, Sp/e
Drehbuch: Víctor Erice
Kamera: Valentín Álvarez
Musik: Pedro Santos
35 Min., Farbe, DCP, Port/e