«Der Bau der Pipeline Urengoi–Pomary–Uschgorod, die 1983 die Erdgasvorkommen Westsibiriens mit den europäischen Verbrauchern verband, wurde zu einem entscheidenden Meilenstein für die russische Gasindustrie. Der renommierte ukrainische Regisseur Vitaly Mansky unternahm für diesen vielfach ausgezeichneten Film eine Reise entlang der Pipeline, um herauszufinden, wie durchschnittliche Menschen in unmittelbarer Nähe der Leitung leben. Ein gefrorener sibirischer Fluss voller toter Fische; eine Hochzeit in einem abgewrackten Wohnblock in Chabarovsk; eine orthodoxe Messe in einem abgestellten Waggon; ein Zwinger aus einer alten Waschmaschine oder die Verherrlichung der Ideale des Kommunismus zusammen mit der Unzufriedenheit über die gegenwärtige Führung und der Angst vor einer ungewissen Zukunft: All dies illustriert eloquent die – oft absurde – Alltagsrealität des heutigen Russlands. Das visuell aufwendig gestaltete und vielfach ausgezeichnete Roadmovie ist zugleich ein erschütterndes Porträt der legendären Transsibirischen Gasleitung, die sich vom kargen Land des ewigen Winters bis zum Golf der Biskaya erstreckt und auf die – bis zum Angriffskrieg auf die Ukraine – ein Grossteil Europas angewiesen war. Abgesehen von den Bewohnern, die an der Pipeline leben, ist der ‹Star› des Films die elegante und schnörkellose Kameraführung von Alexandra Ivanova, die die (manchmal) klirrende Kälte und die schiere Weite des Landes spürbar macht und gleichzeitig visuell einfängt, was jeden Ort auszeichnet.» (IDF Institute of Documentary Film, Filip Šebek)
«Ich möchte es auf eine etwas rüde Art und Weise ausdrücken. Ich wollte verstehen, warum in Russland die Leute in die Eingänge ihrer Gebäude pinkeln. Warum können wir nicht ein normales, zivilisiertes Leben führen? Warum bringen wir uns selbst in Schwierigkeiten? (...) Je näher wir Europa kamen, desto frischer waren die Pipelines gestrichen. In Russland waren sie überhaupt nicht gestrichen, sie waren schwarz. In der Ukraine kann man sehen, dass sie vor fünf Jahren gestrichen wurden. In Polen vielleicht vor zwei Jahren. Und in Deutschland waren sie frisch lackiert.» (Mansky in: Lydia Papadimitriou, festivalists.com, März 2017)
Drehbuch: Vitaly Mansky
Kamera: Alexandra Ivanova
Musik: Dmitry Nazarov
Schnitt: Pavel Mendel-Ponamarev
116 Min., Farbe, DCP, Russ+D/d