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Jamón Jamón
Josep Juan Bigas Luna (Spanien 1992)

English review

José Luis, das Muttersöhnchen der Unterwäschefabrikanten im Ort, verliebt sich in Silvia, eine Näherin aus der Fabrik und Tochter einer Prostituierten, und will sie heiraten. Seine Mutter Conchita will diese Schande verhindern und heuert den strammen Möchtegern-Torero Raúl an, damit er Silvia von José Luis weg verführt. Aber das, was Raúl in der Unterhose hat, reizt auch Conchita. Und José Luis ist Kunde bei Silvias Mutter …
«Jamón Jamón ist der witzigste erotische Film oder die erotischste Komödie seit Como agua para chocolate. Der Film ist ein unverschämter Rückgriff auf die Zeiten, als Regisseure noch verrückte Risiken eingingen und sich darauf verliessen, dass ihr Publikum mitziehen würde. Er kommt aus Spanien, dem Land von Luis Buñuel und Pedro Almodóvar, und ist in ihrem bösen anarchischen Geiste gemacht; er sieht Sex als eine Abkürzung zum Lächerlichen in der menschlichen Natur.
Der Film, der 1993 bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet wurde, spielt in einer heissen kleinen Provinzstadt, in der die reichste Familie eine Unterwäschefabrik besitzt. Das berühmteste Wahrzeichen des Ortes ist eine Plakatwand von einem Stier mit einem Paar ‹cojones›, die man kilometerweit sehen kann. José Luis, der Sohn der Unterwäschefabrikanten, verliebt sich in Silvia, die pneumatische und sinnliche Tochter von Carmen, die das örtliche Bordell betreibt.
José Luis’ reiche Mutter Conchita ist entsetzt, dass ihr Sohn die Tochter einer Prostituierten heiraten könnte, und beschliesst, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sie heuert Raúl an, der in der örtlichen Schinkenfabrik arbeitet, damit er Silvia von José Luis weg verführt. Raúl wird ausgewählt, weil er auch als Modell für die Unterwäschewerbung der Familie dient und im Slip vielversprechend aussieht.
Die Geschichte spitzt sich zu. Conchita, die reiche Frau, wird von Raúl so sehr abgelenkt, dass sie eine Affäre mit ihm beginnt, wenn man das Wort Affäre für Ereignisse verwenden kann, die so sexuell sind, dass sie auf jahrelange eheliche Entbehrungen hindeuten. In der Zwischenzeit stellt sich heraus, dass der junge Freier José Luis Silvias Mutter besser bekannt ist, als er sein sollte. ‹Wenn du meine Tochter heiratest›, sagt Carmen zu ihm, ‹will ich dich hier nicht mehr sehen!› José Luis bittet um einen letzten Besuch oben bei Carmen. Die Logik ist unanfechtbar: Da Silvia angeblich noch Jungfrau ist, ist es nur angemessen, dass José Luis seine Bedürfnisse auf diskrete Weise befriedigt. Wenn das bedeutet, dass er weiterhin der Kunde seiner zukünftigen Schwiegermutter ist, dann ist das halt so.
Es gibt noch mehr. Es gibt noch viel mehr. Ich weiss gar nicht erst, wie ich die Szene mit dem Knoblauch und dem Schwein beschreiben soll. Oder wie ich erklären soll, warum und wie Raúl und sein Freund beschliessen, um Mitternacht nackt zum Stierkampf zu gehen. Ich kann auch nicht angemessen beschreiben, was mit den ‹cojones› auf der Plakatwand passiert, ausser dass ich mal sage, dass John Wayne Bobbitt diesen Film wahrscheinlich nicht sehen sollte.
Jamón Jamón (…) ist ein Film, der reisserisches Melodrama mit enormen Unwahrscheinlichkeiten, sexy Seifenoper mit tief empfundener Romantik und heitere Satire mit rücksichtsloser Anzüglichkeit verbindet. Wie es sich gehört, sind die Hauptdarsteller von beträchtlicher körperlicher Anziehungskraft, allen voran Penélope Cruz als Silvia, Anna Galiena als Carmen und Stefania Sandrelli (aus Bertoluccis Il conformista) als Conchita. Javier Bardem als Raúl ist eine gute Besetzung für die Rolle des örtlichen Stechers. Und Jordi Molla ist als José Luis entsprechend glücklos.
Jamón Jamón ist ein Film, wie ich sie sehr gernhabe. Er ist ehrlich unverschämt, er hat den Mut, Anstoss zu erregen, er hat keine Angst vor Sex und er haut in fast jeder Szene über die Stränge. Natürlich ist er geschmacklos, natürlich ist er vulgär, natürlich widerspricht er allem, was anständig ist, und natürlich ist genau das der Sinn der Sache.» (Roger Ebert, rogerebert.com, 11.2.1994)

Drehbuch: Cuca Canals, Josep Juan Bigas Luna, Quim Monzó
Kamera: José Luis Alcaine
Musik: Nicola Piovani
Schnitt: Teresa Font

Mit: Stefania Sandrelli (Conchita, die Hurenmutter), Anna Galiena (Carmen, die Mutterhure), Juan Diego (der Vater), Penélope Cruz (Silvia, die Hurentochter), Javier Bardem (Raúl, der Hanswurst), Jordi Mollà (José Luis, der Rotzbengel), Tomás Martín (Freund von Raúl), Armando del Río (Freund von José Luis)

95 Min., Farbe, Digital HD, Sp/e

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Do.,
17.2.2022
20:45
Mi.,
9.3.2022
18:00
Do.,
31.3.2022
15:00