Jean-Luc Godard hat von seinem bisher jüngsten Film eine Fassung erstellt, die er höchstpersönlich auf Deutsch eingesprochen hat.
«Fünfzig Jahre nach der Rebellion der Kinobilderstürmer in Cannes gibt sich der ewige Revolutionär so kompromisslos wie (fast) eh und je. ‹Ich werde immer auf der Seite der Bombenleger sein›, erklärt seine doch mittlerweile etwas brüchig gewordene Autoritätsstimme sinngemäss im Verlauf seiner jüngsten Bild- und Ton-Kaskade. (...)
Eine Filmszene nach der anderen montiert er aneinander, Zugfahrten, Landschaften, menschliche Interaktionen: Godards Bilderfundus scheint unerschöpflich. Aber zeitlich eingegrenzt. Im Wesentlichen hält er sich an seine ganz persönliche Histoire(s) du cinéma, hin und wieder ergänzt durch einen Youtube-Clip von Al Jazeera, die Mobiltelefon-Aufnahme von Anne-Marie Miévilles Hund oder die eine oder andere Sequenz aus einem Trigon-Film von vor tausend und zwei Nächten.
Montiert ist das wie am Küchentisch, vielleicht gar am Computer. Abrupt, gezielt amateurhaft, mit den gleichen Musikzitaten, Explosionen und Vignetten, die er seit vielen Jahren einsetzt. Seine Stimme schnarrt über mehrere Tonkanäle, mal von links, dann von rechts und dann wieder, mitten im Satz, von vorne. Godard macht sich lustig mit/über dem/den Surround-Sound.
Wer sein Werk und seine Biografie kennt, wird sich selten langweilen in diesem Bildbuch. Wenn man nicht damit beschäftigt ist, die Filmausschnitte zu identifizieren, folgt man Godards Gedankenketten, versucht, sie zu verknüpfen und zu organisieren. Auch darüber mokiert sich dieser Film.» (Michael Sennhauser, sennhausersfilmblog.ch, 12.5.2018)
Drehbuch: Jean-Luc Godard
Kamera: Fabrice Aragno, Jean-Luc Godard, Jean-Paul Battaggia
Schnitt: Jean-Luc Godard
84 Min., Farbe + sw, DCP, D+OV/d
Eine düstere Beschwörung der letzten Minuten von ... Gedanken, Liebe und Film.
Eine neu erstellte Version für Zuschauerinnen und Zuschauer in Ramallah und im Gazastreifen von Dans le noir du temps aus dem Episodenfilm Ten Minutes Older: The Cello (2002).
Drehbuch: Jean-Luc Godard
Schnitt: Jean-Luc Godard
10 Min., Farbe, DCP, F/d