1968 ist in diesem Sommer nicht nur im Rahmen der Reihe «Das erste Jahrhundert des Films» ein Thema; die Beschäftigung mit der sozialen und politischen Bedeutung der Umwälzungen vor 50 Jahren ist generell Gegenstand aktueller Diskussionen. Deshalb zeigt das Filmpodium neben den eigentlichen «Jahrhundertfilmen» auch zwei weniger bekannte Werke, die aber den damaligen Zeitgeist deutlich zum Ausdruck bringen: Sommersprossen von Helmut Förnbacher und Partner von Bernardo Bertolucci.
«Bertolucci war erst 28, als er diesen kühnen und subversiven Achtundsechziger-Knallfrosch ausbrütete, der Dostojewskis ‹Doppelgänger› in das Italien der Studenten-Revolten verlegt. Dort gibt der drahtige, vampirhafte Pierre Clémenti einen romantischen ‹rebel without a cause›, dessen radikales Bewusstsein geweckt wird, als ihn ein Doppelgänger zu Chaos und Aufruhr anstachelt. Partner ist nicht nur ein energiegeladenes Fossil der Fragmentierung, des filmischen Aufruhrs und des quasi-marxistischen Geheuls der sechziger Jahre, sondern seinerseits auch ein Doppelgänger, der ödipal verfolgt wird von den bahnbrechenden Werken Godards. (..) Der Film nimmt David Finchers Fight Club ebenso vorweg wie Kurosawas Kagemusha. Eingebettet in einen Morricone-Soundtrack, der so sprunghaft ist wie die Erzählung, verknüpft Partner auf coole Art Marx und Freud und ist vielleicht der erste Lacan-inspirierte Film überhaupt.» (Michael Atkinson, The Village Voice, 16.12.2005)
Drehbuch: Gianni Amico, Bernardo Bertolucci, nach der Erzählung «Der Doppelgänger» von Fjodor Michailowitsch Dostojewski
Kamera: Ugo Piccone
Musik: Ennio Morricone
Schnitt: Roberto Perpignani
Mit: Pierre Clémenti (Jacob I & II), Stefania Sandrelli (Clara), Tina Aumont (Verkäuferin), Sergio Tofano (Petruska), Romano Costa (Claras Vater), Ninetto Davoli, Jean-Robert Marquis, Nicole Laguiné, Umberto Silva (die Schauspielschüler), Giulio Cesare Castello (Professor Mozzoni), Jed Curtis (Reisender)
105 Min., Farbe, DCP, I/d