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Carmen
Ernst Lubitsch (Deutschland 1918)

«Carmen lockt Don José vom Weg der Tugend und Pflichterfüllung auf die Pfade der Schmuggelei. Als sie ihre Liebe zum Stierkämpfer Escamillo entdeckt, wird sie von Don José erstochen.» (Ilona Brennicke/Joe Hembus: Klassiker des deutschen Stummfilms, München 1983)
«In Lubitschs Carmen-Film ist die Hauptfigur niemals Liebende, sie nutzt ihre weiblichen Kräfte als Lockvogel für die Banditen, zur Verführung des Gefängniswärters und zur flüchtigen selbstbetrügerischen Annäherung an das Establishment: berühmter Stierkämpfer und Offizier.» (Werner Schroeter, in: H. H. Prinzler/E. Patalas: Lubitsch, München 1984)
Was im letzten Kriegsjahr als grössenwahnsinniges Projekt des Produzenten Paul Davidson erscheinen musste, zahlte sich aus: Die Carmen wurde als eine der ersten ihrem Talent entsprechenden Filmrollen Pola Negris gefeiert. Später kam der Film sogar in den USA heraus und trug dazu bei, dass der Star nach Hollywood verpflichtet wurde.
«Pola Negri spielte Carmen. (…) Ihre Sterbeszene, als José sie ersticht! Sie streichelt den Arm ihres Mörders mit einer seltsam-zärtlichen Wehmut. In dieser Gebärde ist zu sehen: Sie liebt ihn lange nicht mehr. Aber sie kann es so gut verstehen, dass er sie erstochen hat. (…) In Worten und Sätzen ausgebreitet, wird es flach, was als eine Miene, ein Anblick, abgründige Tiefen hat.» (Béla Balázs: Der sichtbare Mensch oder die Kultur des Films, Wien/Leipzig 1924)
Lubitschs Carmen ist nicht jene der Bizet-Oper. Deshalb ist es konsequent, wenn Gabriel Thibaudeau in der von ihm 2016 komponierten Begleitmusik zum Film nicht auf Bizet zurückgreift. «Während Jahren habe ich nach einem Film gesucht, zu dem sich die Wärme des Cellos und das Prickelnde des Klaviers vereinen liessen. Lubitschs Carmen erscheint mir als Traummedium dafür. Ich wollte das Cello für die Stimme und die Sinnlichkeit Carmens, während das Piano den Rhythmus und die Handlung des Films betont.» (Gabriel Thibaudeau)

Drehbuch: Hanns Kräly, Norbert Falk, nach der Novelle von Prosper Mérimée
Kamera: Alfred Hansen

Mit: Pola Negri (Carmen), Harry Liedtke (Don José Navarro), Leopold von Ledebur (Escamillo, Stierkämpfer), Grete Diercks (Dolores), Wilhelm Diegelmann (der Gefängniswärter), Paul Conradi (Don Cairo, Schmuggler), Paul Biensfeld (Garcia, Schmuggler), Max Kronert (Remendado, Schmuggler), Magnus Stifter (Leutnant Esteban), Sophie Pagay (Don Josés Mutter), Margarete Kupfer (Carmens Wirtin)

90 Min., sw, 35 mm, Stummfilm, d Zw'titel

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
So.,
7.1.2018
18:15
Stummfilm live begleitet von Gabriel Thibaudeau und Isabelle Sajot