1912: Der Landsitz eines betagten Kunstmalers ist Schauplatz der sonntäglichen Wiedervereinigung seiner Familie. Die Schilderung des Besuchs gerät dabei zur subtilen Charakterstudie der unterschiedlichen Figuren und zum Zeitbild einer Gesellschaft kurz vor dem Ersten Weltkrieg, dessen Schrecken in der Idylle des Gartens in trügerischer Ferne zu liegen scheinen.
Man erkennt «immer deutlicher das Bild einer Familie, das die Immobilität einer müde gewordenen Gesellschaft spiegelt und deren Ende ahnen lässt. (…) Doch nicht nur der Tod ist in der trunkenen Schönheit dieses Spätsommertags präsent, sondern auch das Bewusstsein, den Mut zu Neuem nicht gehabt zu haben: Es wird in den Dialogen angedeutet, und man spürt es aus der meisterhaften Farbdramaturgie (…). Un dimanche à la campagne ist ein Film der Stimmungen und Andeutungen, eine Komposition aus Lichteffekten, Farben und Tönen, deren Ästhetizismus nie zum Selbstzweck wird, sondern stets Spiegel sein will einer Lebenshaltung, die auch unserer Zeit nicht fremd ist.» (Gerhart Waeger, Zoom, 13/84)
Drehbuch: Bertrand Tavernier, Colo Tavernier, nach einem Roman von Pierre Bost
Kamera: Bruno de Keyzer
Musik: Gabriel Fauré, Louis Ducreux, Marc Perrone
Schnitt: Armand Psenny
Mit: Louis Ducreux (Monsieur Ladmiral), Michel Aumont (Gonzague), Sabine Azéma (Irène), Geneviève Mnich (Marie-Thérèse), Monique Chaumette (Mercédès), Quentin Ogier (Lucien), Claude Winter (Madame Ladmiral), Thomas Duval (Émile), Jacques Poitrenaud (Hector)
94 Min., Farbe, 35 mm, F/d