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Hiroshima mon amour

Die Angst vor dem Vergessen ist ein zentrales Thema in Alain Resnais' erstem Spielfilm. Ursprünglich als Dokumentarfilm über den Atombombenabwurf in Hiroshima geplant, der sich am 6. August 2015 zum 70. Mal jährt, erzählt er nach einem Drehbuch von Marguerite Duras von der kurzen Liebe zwischen einer Filmschauspielerin und einem Architekten.

Eine französische Schauspielerin, die für Dreharbeiten nach Japan gekommen ist, lernt in Hiroshima einen japanischen Architekten kennen; sie verbringen die Nacht zusammen. Ihre kurze Liebesgeschichte beschwört Erinnerungen an das Kriegsende und besonders an eine ebenfalls schon grenzüberschreitende Liebe herauf, welche die Frau als junges Mädchen im besetzten Frankreich mit einem deutschen Soldaten verband. Das gegenwärtige und das vergangene Liebeserlebnis überlagern sich mit melancholischen Reflexionen über Erinnerung und Vergessen.
«Eine Frauenhand streichelt eine männliche Schulter, krallt sich darin fest. Auf einem Bett zwei eng umschlungene Körper in jenen langsamen, blinden Bewegungen, die man bei den Medusen, den Schlangen, den sich im Wind wiegenden Blättern kennt. (…) Einen Tag, eine Nacht sind sie gefangen in dieser kurzen Zeit, die sie nicht ausschöpfen können, der zu entfliehen jedoch ebenso unmöglich ist. Aber sie genügt für die Erkenntnis, dass der Augenblick, der das völlige Einssein zweier Körper erlaubt, auch jene zerreissende Distanz in sich birgt, die letztlich zwischen zwei Wesen niemals aufzuheben ist.» (Marguerite Duras)
«Gleich mit seinem ersten Spielfilm entfernt sich Alain Resnais, Ass der Nouvelle Vague, von den Trampelpfaden gebräuchlicher Kinodramaturgie: Weder thematisch noch stilistisch passt der Film in herkömmliche Kategorien. (…) Nicht in äusseren Vorgängen verläuft der Film, sondern in gleichsam meditativen Bildern der Detailbeobachtung und der Erinnerung. Gegenwart und erinnerte Vergangenheit werden durch eine genialische Bildmontage nahtlos verschmolzen. Regisseur Resnais will mit diesem Film, der mit den Romanen à la James Joyce und Marcel Proust verglichen werden kann, nicht die Realität zeigen, wie sie ist, sondern das Bild, das sie dem Bewusstsein der Heldin einprägt: Hiroshima mon amour ist gefilmtes Bewusstsein.» (Der Spiegel, 18/1960)

Alain Resnais (Frankreich 1959)

Drehbuch: Marguerite Duras
Kamera: Takahashi Michio, Sacha Vierny
Musik: Giovanni Fusco
Schnitt: Henri Colpi, Jasmine Chasney, Anne Sarraute

Mit: Emmanuelle Riva (Sie), Eiji Okada (Er), Bernard Fresson (der Deutsche), Stella Dassas (die Mutter), Pierre Barbaud (der Vater)

92 Min., sw, DCP, F/e

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Do.,
28.5.2015
18:15
Einführung: Julia Marx
Mo.,
1.6.2015
21:00
So.,
7.6.2015
20:45