Das Museum Rietberg widmet dem Kosmos und der Faszination, die er auf Menschen verschiedenster Kulturen ausübt, die grosse Ausstellung «Kosmos – Rätsel der Menschheit». Das Filmpodium begleitet die Schau mit drei ausgewählten Filmen, die dem Reiz der unerklärlichen Ursprünge auf unterschiedlichsten Wegen nachspüren.
Der Blick in den Sternenhimmel hat die Menschen schon immer fasziniert. Die Sterne bieten Orientierung, etwa für die Schifffahrt oder als astronomische Konstellationen, geben aber auch Rätsel auf: Woher kommt das Licht, das uns aus der Ferne erreicht? Gibt es Welten jenseits des von uns bewohnten Planeten? Die Ausstellung im Museum Rietberg kreist um die Frage, wie unterschiedliche Kulturen und Religionen aus verschiedenen Epochen das Universum und die eigene Position darin gesehen haben.
Auch im Kino sind Weltraum und Gestirne seit jeher ein Faszinosum; man denke etwa an Georges Méliès' Le voyage dans la lune aus dem Jahr 1902, oder, über hundert Jahre später, an Gravity und Interstellar. Neben dem Geheimnisvoll-Unbekannten an sich bietet der Weltraum nämlich auch ein wunderbares Tummelfeld für Tricks, Spezialeffekte und visuell-akustische Überwältigungen – auch wenn inzwischen klar ist: Im All ist es still.
Aus dem Sternenschauer von «Weltall»-Filmen haben wir drei ausgewählt, die sich konkret mit Fragen der Kosmogonie und der Stellung des Menschen in der Schöpfung auseinandersetzen. Nach Matthias von Guntens Dokumentarfilm Big Bang im aktuellen Programm folgen im Februar/März Robert Zemeckis' Contact und im April/Mai Terrence Malicks The Tree of Life.
«Kosmos – Rätsel der Menschheit», Ausstellung im Museum Rietberg, bis 31.5.2015
Weitere Informationen unter www.rietberg.ch
«In einem sich ständig verändernden Universum aus Bildern und Tönen, aus Szenen von Kindheit und Verlust, aus Gefühlen von Freude und Trauer, Leere und den ersten wie den letzten Fragen treibt man als Zuschauer durch diesen Film wie durch einen Fluss. (...) Milliarden Jahre kosmischer Geschichte verbinden sich organisch mit der Geschichte einer Familie in Texas in den fünfziger Jahren. (…) Die Fragen sind an keine Schule gebunden, nur an den Grund allen Nachdenkens überhaupt: woher wir kommen, wohin wir gehen, und warum Gott, welcher auch immer, auch seinen Gläubigen nicht antwortet und die Natur nicht stillsteht, einerlei, was uns zustösst. (...)
In Malicks symphonischem Opus geht es nicht ums Bedeuten, sondern ums Sehen. Vielleicht kommt man der Sache näher, wenn man den Film erst einmal sieht als Requiem für einen verlorenen Sohn. Denn die Familiengeschichte entfaltet sich von dem Augenblick her, in dem ein Telegramm einer Mutter den Tod ihres Kindes mitteilt. Von dort geht der Film zurück an die Anfänge des Universums, zum Urknall, glühender Lava im All, kosmischen Lawinen – entworfen nach dem Stand der Wissenschaft, so heisst es, nichts Ausgedachtes, Vorgestelltes, vage Geahntes. Wasserfälle stürzen über die Leinwand, Einzeller, Mehrzeller entwickeln sich, Bäume wachsen in den Himmel, und auch ein paar Dinosaurier bekommen wir zu sehen. Fast das ganze erste Drittel umfasst diese beinahe wortlose Reise durch die Naturgeschichte, ein Erlebnis brillanten Filmemachens.» (Verena Lueken, Frankfurter Allgemeine, 16.5.2011)
The Tree of Life wurde in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.
Drehbuch: Terrence Malick
Kamera: Emmanuel Lubezki
Musik: Alexandre Desplat
Schnitt: Hank Corwin, Jay Rabinowitz, Daniel Rezende
Mit: Brad Pitt (Mr. O'Brien), Sean Penn (Jack), Jessica Chastain (Mrs. O'Brien), Fiona Shaw (Grossmutter), Irene Bedard (Botin), Hunter McCracken (der junge Jack), Laramie Eppler (R.L.), Tye Sheridan (Steve)
138 Min., Farbe, 35 mm, E/d/f, 12 J