«Sokurow ist ein Zerstörer jeder Konvention, der aus den Trümmern des Überlieferten sein ganz eigenes, artifizielles Weltenwerk neu zusammensetzt. Seinen Faust versteht er als Abschlussfilm einer Tetralogie, in der es ihm keineswegs um das sattsam bekannte Heroische, sondern – im Gegenteil! – um die moralische Verkommenheit des Menschen geht, die Stafette des Bösen, die Einsamkeit der von allen guten Geistern verlassenen Herrscherfiguren. Fausts filmische Vorgänger hiessen Hitler (Moloch), Lenin (Taurus) und Hirohito, der japanische Kaiser (Die Sonne). Jetzt hat sich der Kreis geschlossen. (…)
Der Film, meist in graugrünen Tönen gehalten und teils zu monströsen, fratzenhaften Zerrbildern wie aus einem Spiegelkabinett geronnen, ist eine atemlose, nur von wenigen Ruhemomenten unterbrochene Hatz über eine schaurig bewegte Spielwiese der Larven und Lemuren. Auf seiner bildermächtigen, sinfonisch strukturierten, fast durchweg auch musikalisch grundierten Reise ins Labyrinth des Verderbens lässt sich Sokurow keine Zeit für längere Monologe oder Dialoge. Er zerstückelt Goethes Vorlage, birgt aus den Ruinen des Textes nur einzelne Sätze, die er oft anderen Figuren in den Mund legt als der Dichter.» (Ralf Schenk, film-dienst, 2/2012)
Faust wurde 2011 am Filmfestival von Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.
Trailer
Drehbuch: Alexander Sokurow, Marina Korenewa, Juri Arabow, nach dem Drama «Faust» von Johann Wolfgang von Goethe
Kamera: Bruno Delbonnel
Musik: Andrej Sigle
Schnitt: Jörg Hauschild
Mit: Johannes Zeiler (Faust), Anton Adassinski (Wucherer), Isolda Dychauk (Margarete), Georg Friedrich (Wagner), Hanna Schygulla (Wucherers «Ehefrau»), Antje Lewald (Margaretes Mutter), Florian Brückner (Valentin), Sigurdur Skulasson (Fausts Vater), Maxim Mehmet (Valentins Freund), Andreas Schmidt (Valentins Freund), Oliver Bootz (Valentins Freund), Katrin Filzen (Margaretes Dienstmädchen)
140 Min., Farbe, DCP, D/f