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Eskimo
W. S. Van Dyke (USA 1933)

Eines jener tollkühnen Unterfangen, mit denen amerikanische Regisseure und Produzenten der frühen dreissiger Jahre die Möglichkeiten des Tonfilms ausloteten. Nach einigen Abstechern in die echte und in die nachgebaute Südsee (White Shadows in the South Seas, Tarzan the Ape Man) reiste der MGM-Regisseur Woody Stronghold Van Dyke 1933 an den Westrand Alaskas, wo er hauptsächlich mit Laiendarstellern dieses ebenso packende wie humorvolle Dokudrama über den Zusammenprall der Inuit mit der weissen Kultur drehte. In offensichtlicher Anlehnung an Robert Flahertys semidokumentarischen Meilenstein Nanook of the North von 1922 erzählt Van Dyke vom fotogenen Jäger Mala, dessen Alltag zwischen aufregenden Jagden auf Walrösser und Karibus und einem friedvollen Sippschaftsleben (inklusive freizügigem Flottieren der Ehefrauen) zu einem jähen Bruch kommt, als Malas Frau vom weissen Kapitän eines Handelsschiffs vergewaltigt und von einem Jäger versehentlich erschossen wird. Mala schlägt zurück, wie es sich für ihn gehört (Harpunierung des Fehlbaren), und will mit gütiger Beihilfe zweier neuer Ehefrauen gerade wieder zur Tagesordnung übergehen, als ihn die seltsamen Gesetze der Weissen einholen und zu einem epischen Showdown im arktischen Eis zwingen.
Bis auf einige ungeschickte Rückprojektionen hat alles an diesem Film eine Aura von märchenhaft übersteigerter Authentizität: Die Natur- und Tieraufnahmen sind mirakulös, die Jagdszenen unzimperlich und die Propagierung der Eskimologik von subversivem Schalk. Kurz nach der Premiere von Eskimo wurde in Hollywood endgültig die puritanische Selbstzensur des Production Code etabliert, die einen vergleichbaren Film für die folgenden dreissig Jahre undenkbar machen sollte. Eskimo überforderte das zeitgenössische Publikum und floppte, sein Hauptdarsteller jedoch konnte in Hollywood bis in die frühen fünfziger Jahre Arktik- und Südseebewohner verkörpern, und der Regisseur fand schon ein paar Monate später mit der Krimikomödie The Thin Man ein Erfolgsrezept, das es bis 1947 auf fünf Sequels bringen sollte. (afu)

Drehbuch: John Lee Mahin, nach zwei Romanen von Peter Freuchen
Kamera: Clyde De Vinna, Josiah Roberts, George Nogle, Leonard Smith
Musik: William Axt
Schnitt: Conrad A. Nervig

Mit: Ray Wise alias Mala (Mala, auch Kripik genannt), Lotus Long (Iva), Joseph Sauers (Sergeant Hunt), W. S. Van Dyke (Inspektor White), Peter Freuchen (Kapitän), Edgar Dearing (Balk, Wachtmeister der Canadian Mountain Police), Harold Seabrock (Wachtmeister der Canadian Mountain Police)

117 Min., sw, 35 mm, OV/e/f + E/f

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Mi.,
18.12.2013
18:00