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Ich war neunzehn
Konrad Wolf (DDR 1968)

Der DDR-Regisseur Konrad Wolf (1925–1982) führte ein äusserlich wie künstlerisch produktives Leben zwischen Fronten, an denen andere reihenweise gescheitert sind. Als er acht Jahre alt war, flüchtete sein Vater, der jüdische Schriftsteller und Kommunist Friedrich Wolf, mit seiner Familie nach Moskau, mit siebzehn trat Konrad der Roten Armee bei, mit der er 1945 als neunzehnjähriger Leutnant und Agitator den Marsch auf Berlin mitmachte. Später absolvierte er in Moskau die Filmschule und präsidierte 17 Jahre lang die ostdeutsche Akademie der Künste, während sein älterer Bruder Markus als Chef des Auslandgeheimdienstes der DDR Karriere machte. Nach 1965, als kritische Gegenwartsstoffe in der DDR wieder schärfer zensiert wurden als in den frühen sechziger Jahren, griff Wolf zusammen mit seinem langjährigen Koautor Wolfgang Koolhase seine Erlebnisse der letzten Kriegstage auf, aus denen 1968 einer der erfolgreichsten DDR-Filme überhaupt hervorging. Episodisch, betont nüchtern, aber unerhört plastisch beschreibt er darin den Weg des gebürtigen Deutschen und Sowjetoffiziers, der als Feind in sein Heimatland zurückkommt und dort von eingefleischten Nazis über verzweifelte Mitläufer bis zu Widerstandskämpfern unterschiedlichste Haltungen und menschliche Dramen antrifft, die es ihm immer schwerer machen, sich mit der einen oder anderen Seite zu identifizieren. Die kühle Sachlichkeit (und vermutlich auch seine privilegierte Stellung) erlaubt es Wolf, auch Tabuthemen wie die Vergewaltigung deutscher Frauen durch die Angehörigen der Roten Armee anzutönen und das Pathos der deutsch-sowjetischen Verbrüderung auf ein Minimum zu reduzieren. Politisch mag Ich war neunzehn in der DDR von 1968 ungefährlich gewesen sein, doch das mit dem Titel implizierte Statement löst der Film unvergesslich ein: Ein Neunzehnjähriger sollte nicht erleben, was Wolf damals erlebte. (afu)

Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase, Konrad Wolf
Kamera: Werner Bergmann
Schnitt: Evelyn Carow

Mit: Jaecki Schwarz (Gregor Hecker), Wassili Liwanow (Wadim Gejman), Alexei Eiboschenko (Sascha Ziganjuk), Galina Polskich (sowjetische Soldatin), Jenny Gröllmann (deutsches Mädchen), Michail Glusski (General), Rolf Hoppe (Major Behring), Wolfgang Greese (Landschaftsarchitekt), Johannes Wieke (Oberst Lewerenz), Kurt Böwe (SS-Sturmbannführer)

119 Min., sw, 35 mm, D, ab 12

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Sa.,
14.12.2013
18:15
So.,
22.12.2013
20:45