«Vorspanntitel vor blauem Samt. Danach Purpurhimmel. Kleine Farm und kleines Mädchen: Idylle aus der Studiofilm-Retorte. Die Rückfahrt der Kamera enthüllt die Szene als Guckkastenbild, Film im Film und Kindheitstraum von Alice, 35 Jahre, Ehefrau, Mutter, bald Witwe. Alice Doesn't Live Here Anymore schliesst an ‹women's pictures› der 1930er/40er Jahre an und untersucht, wie Seifenoper ohne Seife und Melodram ohne Melos gerät: Den ‹leading part› spielt nicht Joan Crawford, sondern Ellen Burstyn, und der schicke Upper-Class-Dekor wird abgelöst vom mediokren Inferno der Fastfood-Motel-Snackbar-Kultur. Den Traum, etwas zu sein, Sängerin zu werden in der patriarchalischen Welt, führt Scorsese wie ein Anthropologe vor, mit mobiler Handkamera in tristbunten Bars des Südwestens. ‹The American Dream›: ein glanzloser Alltag, bestückt mit neurotischen oder hochgradig gewöhnlichen Männern und einer sogenannt normalen Frau, die nichts weiter versucht, als eigene Wege zu gehen.» (Harry Tomicek, Österreich. Filmmuseum Wien, Sept. 2009)
Drehbuch: Robert Getchell
Kamera: Kent Wakeford
Musik: Richard LaSalle
Schnitt: Marcia Lucas
Mit: Ellen Burstyn (Alice Hyatt), Kris Kristofferson (David), Alfred Lutter III (Tommy), Billy Green Bush (Donald Hyatt), Lelia Goldoni (Bea), Harvey Keitel (Ben Everhart), Lane Bradbury (Bens Frau), Diane Ladd (Flo), Vic Tayback (Mel), Jodie Foster (Audrey), Valerie Curtin (Vera), Laura Dern (Mädchen mit Eis, ungenannt)
112 Min., Farbe, 35 mm, E/d/f