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Koyaanisqatsi
Godfrey Reggio (USA 1982)

«Koyaanisqatsi ist ein Wort aus der Sprache der Hopi-Indianer und bedeutet grob gesagt ‹Leben ausser Kontrolle›. Der gleichnamige Essayfilm von Godfrey Reggio kommt ohne Handlung, Dialog oder Figuren aus und konfrontiert mit Zeitlupe, Zeitraffer oder Doppelbelichtungen bearbeitete Naturbilder mit Aufnahmen, welche die verheerenden Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt zeigen. Ausgehend von steinzeitlichen Felsmalereien, geht der Film von Wolken-, Wellen- und weiteren Natursequenzen über zu menschengemachten Landschaften wie Häuserschluchten, Autokolonnen und Berggebiete, in denen Maschinen die Erdoberfläche ummodeln. Reggios Botschaft ist klar: Der Mensch zerstört den Planteten, und der gesamte menschliche Fortschritt ist sinnloser Wahnsinn. Der Film, bemerkenswert auch wegen des intensiven, stimmungsstarken Soundtracks des Komponisten Philip Glass, war für Reggio eine Herzensangelegenheit, auf die er viele Jahre verwendete.» (Halliwell's Film Guide)
Die Kritik warf Reggios neunzigminütiger Suggestivfrage zur Fragwürdigkeit des zivilisatorischen Fortschritts Überdeutlichkeit, Zeigfingerhaftigkeit und eine Montage vor, die Unvereinbares zusammenpappe. Sie monierte den bildertrunkenen Ästhetizismus, mit dem der katholische Ordensbruder, humanistische Lehrer und unermüdliche Gründer erfolgreicher Sozialprojekte die Umweltzerstörung beklage und gleichzeitig als visuelles Faszinosum zeige. Und sie merkte sophistisch an, dass er dabei von eben jenen avancierten Technologien Gebrauch mache, deren Voranschreiten er beklage. So berechtigt viele der Einwände waren, so wenig konnten sie dem Erfolg des Films anhaben. Er avancierte weltweit zum Arthouse-Schlager, und in seinem Sog entstanden nicht nur die Sequels Powaqqatsi (1988) und Naqoyqatsi (2002), sondern auch ähnlich gelagerte Filme wie Anima Mundi (1991), Baraka (1992) oder – ganz aktuell – Samsara. Die Spätfolgen von Reggios betörender Ästhetik reichen bis zu den Werbefilmen heutiger Mobilfunkanbieter. Mitentscheidend für die Langzeitwirkung war der suggestive Soundtrack von Philip Glass, der seinerseits zahllose Nachahmer fand. (afu)

Drehbuch: Ron Fricke, Godfrey Reggio, Michael Hoenig, Alton Walpole
Kamera: Ron Fricke
Musik: Philip Glass
Schnitt: Alton Walpole, Ron Fricke

86 Min., Farbe, 35 mm, ohne Dialog

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Mo.,
5.11.2012
18:15
Mi.,
7.11.2012
20:45
So.,
11.11.2012
15:00