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A Place Without People
Andreas Apostolidis (Griechenland 2010)

Der Grieche Andreas Apostolidis arbeitet in seinem mehrfach prämierten Dokumentarfilm die historischen Wurzeln und die Entwicklung des Serengeti-Nationalparks auf – und damit auch die blinden Flecken in der Parkkonzeption der Gründerväter. Diese gingen nämlich davon aus, dass ein Wildpark exklusiv den Tieren vorbehalten sei. Die seit Jahrtausenden in ökologischer Balance mit Natur und Tieren dort lebenden Massai wurden als Wilderer und Dezimierer der Bestände gebrandmarkt und zu Hunderttausenden zwangsumgesiedelt. Erst im Zuge der boomenden Fotosafaris wurden sie ab den siebziger Jahren wieder als Touristenattraktionen in kleiner Zahl in ihre Stammlande verfrachtet – doch hat der immense Land- und Ressourcenbedarf für die Tourismusindustrie die einstigen ökologischen Grundlagen weitgehend zerstört.
Apostolidis rollt diese wenig bekannten Schattenseiten der Naturparks in einer faszinierenden Montage von Gesprächen mit Betroffenen, Zoologen und weiteren Wissenschaftern auf und fängt dabei auch desillusionierende Bilder ein: die endlose Jeep-Karawane der Fototouristen, die täglich an den Tieren vorbeirollt; die Picknicks in der Savanne, bei denen einheimische Köche und Kellner ausgeklügelte Déjeuners sur l'herbe für die westliche Klientel zelebrieren; schliesslich als Gegenstück zu den Parks jene sehr viel zahlreicheren «Wildreservate», die neokolonialistische Jägersehnsüchte bedienen: Für 70 000 Dollar kriegt man einen Löwen vor die Flinte, wahlweise auch vor den Pfeilbogen, gesetzt, und kann sich nach erfolgreichem Abschuss von den Einheimischen feiern lassen. Gruselbilder erster Güte. (afu)

Drehbuch: Andreas Apostolidis
Kamera: Stelios Apostolopoulos
Musik: Dimitris Desyllas, Agis Gyftopoulos
Schnitt: Yuri Averof

55 Min., Farbe, Digital SD, E+OV/e

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Di.,
31.5.2011
18:15
Sa.,
4.6.2011
17:00
Mi.,
15.6.2011
17:00