«Ein Film, der wie Glut unter der Asche lodert.» (Georges Sadoul: Histoire de l'art du cinéma des origines à nos jours, 1955)
Der Film erzählt von der unauffälligen, von seelischem Kampf und Krebskrankheit gezeichneten Existenz eines jungen Pfarrers in einer kleinen flandrischen Landgemeinde. Unfähig und unwillig, die Regeln des sozialen Lebens in der Gemeinde zu akzeptieren, vergräbt sich der junge Landpfarrer in Einsamkeit und Verzweiflung. Er klammert sich an die theoretische Möglichkeit der Gnade, doch seine Zweifel fressen ihn von innen auf und er stirbt ohne die Gewissheit einer Transzendenz.
In Journal d'un curé de campagne arbeitete Bresson zum ersten Mal ausschliesslich mit Laiendarstellern. «Mit diesem Film (…) fand Bresson seinen eigenen Stil. Der Film hält sich eng an die literarische Vorlage, konzentriert sich jedoch auf den Protagonisten und eliminiert alles, was von dessen Leidensgeschichte ablenken oder sie abmildern könnte. Mit vier, fünf Einstellungen umreisst Bresson sein Thema.» (Michael Töteberg, Metzler Filmlexikon)
«Der ganze Film hält ein ausserordentliches intellektuelles Niveau der Auseinandersetzung ein und ignoriert darüber doch nicht den realen Hintergrund des Geschehens: kritisch und deutlich gesehen werden die Dorfgesellschaft und das korrumpierte Milieu des Adels.» (Ulrich Gregor/Enno Patalas: Geschichte des Films 1940–1960, Rowohlt 1976)

Drehbuch: Robert Bresson, nach dem Roman von Georges Bernanos
Kamera: Léonce-Henri Burel
Musik: Jean-Jacques Grünenwald
Schnitt: Paulette Robert

Mit: Claude Laydu (Pfarrer von Ambricourt), Jean Riveyre (Graf), Adrien Borel (Pfarrer von Torcy), Rachel Bérendt (Gräfin), Nicole Maurey (Mlle Louise), Nicole Ladmiral (Chantal), Martine Lemaire (Séraphita Dumontel), Antoine Balpêtré (Dr. Delbende), Jean Danet (Olivier), Gaston Séverin (Canon), Yvette Etiévant (Haushaltshilfe), Bernard Hubrenne (Pfarrer Dufrety)

115 Min., sw, 35 mm, F