Eine schwedische Grafentochter, die in der hasserfüllten Atmosphäre eines unglücklichen Elternhauses aufgewachsen ist und eine verfehlte Verlobung hinter sich hat, lässt sich in einer Mittsommernacht mit dem Diener ein und nimmt sich dann das Leben.
Der Film- und Theaterregisseur Alf Sjöberg (1903–1980) wurde 1944 mit Die Hörige (Hets) nach einem Drehbuch von Ingmar Bergmann bekannt. «Die Dialektik des individuellen Geschicks und des gesellschaftlichen Zustands blieb (auch nach Nur eine Mutter/Bara en mor, 1949; Anm. d. Red.) Sjöbergs bevorzugtes Thema. In Fräulein Julie unterwarf er Strindbergs Stück, das er zuvor auf der Bühne inszeniert hatte, einer neuen optischen Konzeption, die Erinnerungen und Träume des Gutsfräuleins und ihres Geliebten, des Dieners, in den Kontext der Bilderzählung einbezog. Ständig gleitet das gegenwärtige Geschehen in die innere Vergangenheit einer der beiden Hauptgestalten über; Gegenwart selbst erscheint dabei nicht konkreter als Vergangenheit: Beide sind Spiegelungen des Bewusstseins. Wie in Nur eine Mutter gelang Sjöberg hier die fugenlose Verschränkung verschiedener Zeitebenen: ohne Schnitt gehen sie ineinander über.» (Ulrich Gregor/Enno Patalas: Geschichte des Films 1940–1960, Rowohlt 1976)

Miracolo a Milano und Fräulein Julie gewannen gemeinsam den Grand Prix am Festival von Cannes 1951.

Drehbuch: Alf Sjöberg, nach dem Theaterstück von August Strindberg
Kamera: Göran Strindberg
Musik: Dag Wirén
Schnitt: Lennart Wallén

Mit: Anita Björk (Fräulein Julie), Ulf Palme (Jean, ein Diener), Märta Dorff (Kristin, die Köchin), Anders Henrikson (Graf Carl, Julies Vater), Lissi Alandh (Gräfin Berta, Julies Mutter), Inga Gill (Viola), Kurt-Olof Sundström (Julies Verlobter), Ake Fridell (Robert, ein Ziegeleiarbeiter), Max von Sydow (Stallbursche), Margaretha Krook (Gouvernante), Inger Norberg (Julie als Kind), Bibi Andersson (Tänzerin, ungenannt)

90 Min., sw, Digital Cinema, Schwed/d