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The Public Enemy
William A. Wellman (USA 1931)

Mit Little Caesar von Mervyn LeRoy und The Public Enemy von William Wellman lancierte Warner Bros. im Frühjahr 1931 die beiden Gangsterfilme, deren Prägekraft für das Genre nur noch von Scarface (Howard Hawks, 1932) überboten werden sollte. Während Little Caesar primär das psychologische Porträt eines kleinen Gernegross voller Minderwertigkeitskomplexe liefert, entwickelt die Romanverfilmung The Public Enemy die Figur des Gangsters aus seiner Kindheit heraus und entwirft dabei ein ungleich breiteres und vielschichtigeres Gesellschaftspanorama. Eingebettet in faszinierende Archivaufnahmen aus den Jahren 1906 bis 1917 sehen wir den Titelhelden und seinen Busenfreund zunächst als freche Bengel aus der Arbeiterschicht im Chicago der Bierbrauereien und schäbigen Kneipen heranwachsen, wo sie das ABC ihre Gewerbes als Botengänger und kleinkriminelle Handlanger lernen. Als eigentliche Triebfeder des Gangstertums wird die Prohibition gezeigt (umwerfend die Szene vom buchstäblichen Vorabend des Alkoholverbots, an dem die Leute noch hektoliterweise Schnaps horten). Die folgenden «Karriereschritte» vom Schnapsdieb über den Mann fürs Grobe im Solde eines Schwarzbrauers bis zur Nummer 2 eines grösseren Syndikats wirken angesichts der achtzigjährigen Wirkungsgeschichte des Films prototypisch und fesseln noch immer, weil Wellman so unvergleichliche Szenen wie ein Dinner im Familienkreis mit einem alles dominierenden Fass Bier auf dem Tisch oder die «standrechtliche Erschiessung» eines ungehörigen Reitpferds gelingen. Grandios auch der 31-jährige James Cagney, der die Entwicklung des Public Enemy vom Rüpel bis zum mitleidlosen Psychopathen zu einem Borderline-Trip voller unabsehbarer, meistens nur angedeuteter Bravourstücklein macht. Mit dem Faszinosum seiner Figur etabliert sich auch die ewige Schizophrenie des Gangsterfilms, der vordergründig denunziert, was er zugleich mythisiert. (afu)

Drehbuch: Kubec Glasmon, John Bright, Harvey F. Thew
Kamera: Devereaux Jennings
Musik: David Mendoza
Schnitt: Edward M. McDermott

Mit: James Cagney (Tom Powers), Edward Woods (Matt Doyle), Joan Blondell (Mamie), Beryl Mercer (Ma Powers), Donald Cook (Mike Powers), Jean Harlow (Gwen Allen), Leslie Fenton (Nails Nathan), Robert Emmett O'Connor (Paddy Ryan), Murray Kinnell (Putty Nose)

83 Min., sw, Digital SD, E/d

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
So.,
20.3.2011
18:15
Do.,
24.3.2011
15:00
Sa.,
26.3.2011
20:45