Die Stationen aus dem Leben des New Yorker Boxers Jake La Motta, der in den vierziger Jahren als «Bulle aus der Bronx» zum Mittelgewichtsweltmeister aufstieg und als aufgedunsener Nachtclub-Entertainer endete, waren für Scorsese 1980 Anlass zu einem Boxerfilm, mit dem er das Genre erneuerte und transzendierte. Legendär sind die Kampfszenen, die uns mit Stakkatoschnitt überfallen, Schweiss und Blut in Zeitlupe aus Platzwunden spritzen lassen und den Ring in einen Kriegsschauplatz verwandeln. Doch nur dreissig Minuten des gut zweistündigen Films sind Gewalt, die anderen hundert brillante Zeichnung des italoamerikanischen Milieus La Mottas und Analyse seines selbstzerstörerischen Komplexes. Nie haben Scorsese und sein damaliges Alter Ego De Niro ihre Machismo-Diagnose minutiöser vor uns ausgebreitet als hier: die aggressiv verdrängten Impotenzängste, die latente Homosexualität, die perverse Folgerichtigkeit der krankhafte Eifersucht – und schliesslich die paradoxe Läuterung in der Figur des durch Verfettung «entmannten» Verlierers. Die klassische Boxerfilm-Dramaturgie von Aufstieg und Fall wird erweitert um die Sezierung des überlebten Männlichkeitsmodells Boxer. (afu)

Drehbuch: Paul Schrader, Mardik Martin, nach dem Buch von Jake LaMotta, Joseph Carter, Peter Savage
Kamera: Michael Chapman
Musik: Pietro Mascagni («Cavalleria rusticana»)
Schnitt: Thelma Schoonmaker

Mit: Robert De Niro (Jake LaMotta), Joe Pesci (Joey LaMotta), Cathy Moriarty (Vickie LaMotta), Frank Vincent (Salvy), Nicholas Colasanto (Tommy Como), Theresa Saldana (Lenore), Frank Adonis (Patsy), Mario Gallo (Mario), Frank Topham (Toppy), Lori Anne Flax (Irma), James V. Christy (Dr. Eagan), Joseph Bono (Guido), Charles Scorsese (Charlie)

129 Min., Farbe + sw, 35 mm, E/d/f