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Die lange Reise
(Daleká cesta)
Alfred Radok (ČSR 1949)

Die Liebesgeschichte der jüdischen Ophtalmologin Hanna und ihres nichtjüdischen Arztkollegen Antonin (Toník) angesichts des wachsenden Antisemitismus. Fast heimlich heiraten die beiden. Nach dem deutschen Einmarsch kann Hanna ihren Beruf nicht länger ausüben. Ihre Familie wird nach Terezín (Theresienstadt) deportiert, schliesslich auch sie selbst. Der Regisseur, dessen Vater in Terezín umgebracht worden war, schuf einen der frühen Nachkriegsspielfilme über ein Konzentrationslager und verwendete dazu auch dokumentarisches Material aus Wochenschauen und Propagandafilmen. Unter Verzicht auf vordergründigen Realismus überhöht er das Einzelschicksal zu geradezu makabrer Absurdität.
Die lange Reise (auch bekannt als Getto Terezín) verschwand bald nach der Premiere in der Versenkung und wurde in der Tschechoslawakei mehr als vierzig Jahre nicht mehr gezeigt. Alfred Radok (1914–1976) arbeitete danach vorwiegend am Theater und wurde in der Blütezeit des tschechischen Theaters in den sechziger Jahren (ebenso wie sein Hauptdarsteller Otomar Krejča) zu einem der führenden, international gefeierten Regisseure. 1968 emigrierte er nach Schweden.
In Frankreich bezeichnete Georges Sadoul Die lange Reise als «einen der besten tschechischen Nachkriegsfilme», und André Bazin rühmte, dass «die expressionistischen Ausdrucksmittel hier eine tiefere Rechtfertigung finden» als Ausdruck «einer albtraumhaften Realität, einer kafkaesken Welt». Doch der Film geriet auch im Ausland rasch in Vergessenheit, bis das Tschechische Filmarchiv vor wenigen Jahren eine neue Kopie mit englischen Untertiteln zog; danach wurde Die lange Reise an Festivals und in Archiven als Wiederentdeckung gefeiert. (meg)

Drehbuch: Erik Kolár, Mojmír Drvota, Alfred Radok, nach einer Story von Erik Kolár
Kamera: Josef Střecha
Musik: Jiří Sternwald
Schnitt: Jiřína Lukesová

Mit: Blanka Waleská (Dr. Hanna Kaufmann), Otomar Krejča (Dr. Antonin Bureš), Viktor Očásek (Ing. Kaufmann), Zdenka Baldová (Frau Kaufmann), Jiří Spirit (Honzik Kaufmann), Eduard Kohout (Prof. Reiter), Miloš Kopecký (Vezen), J. O. Martin (Karel Bureš), Rudolf Deyl (Jarda Noha)

100 Min., sw, 35 mm, Tsch/f

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Sa.,
12.1.2008
18:15
So.,
20.1.2008
20:45