Im römischen Trastevere-Quartier ist eine Prostituierte ermordet worden. Die Polizei – nur als Stimme präsent – verhört Zeugen und Tatverdächtige, die Kamera illustriert, bestätigt oder dementiert die Aussagen.
Der Erstling des 22-jährigen Bertolucci ist in der Wahl der Figuren und der Milieuzeichnung noch ganz dem väterlichen Freund und Mentor Pasolini verschuldet, dem Bertolucci bei Accattone assistiert hatte und der ihm das Treatment zu La commare secca überliess, um sich dem grösseren Projekt Mamma Roma zuzuwenden. Pasolinis «ragazzi di vita», die kleinen Gauner, Zuhälter und Stricher aus der römischen Unterschicht werden mit Laiendarstellern, die weitgehend sich selber spielen, so präzis wie mitfühlend porträtiert. Im strophenartigen Aufbau, den Seitenblicken auf lyrische, scheinbar nebensächliche Details und einer verfremdenden Musik ist aber «von Anfang da, was Pasolini als Bertoluccis ‹elegischen Realismus› rühmte, als ‹die Liebe zur poetischen Welt der eigenen Lebenserfahrungen›» (Dietrich Kuhlbrodt, in: Bernardo Bertolucci, Hanser-Verlag München, 1982).
Drehbuch: Bernardo Bertolucci, Sergio Citti, Pier Paolo Pasolini, nach einem Treatment von Pier Paolo Pasolini
Kamera: Gianni Narzisi
Musik: Piero Piccioni, Carlo Rustichelli
Schnitt: Nino Baragli
Mit: Francesco Ruiu (Canticchia), Giancarlo de Rosa (Nino), Vincenzo Ciccora (Bürgermeister), Alvaro D'Ercole (Francolicchio), Romano Labate (Pipito), Lorenza Benedetti (Milly), Emy Rocci (Domenica), Erina Torelli (Mariella), Renato Troiani (Natalino), Allen Midgette (Soldat)
100 Min., sw, 35 mm, I/e