Die Tragödie eines Mannes, den ein Schuldkomplex aus früher Jugend zum Mitläufer des Faschismus werden lässt. Er lässt sich von der Geheimpolizei als Denunziant missbrauchen und erlebt, wie sein einstiger Mentor durch sein Verschulden Opfer eines bestialischen Attentats wird.
Man mag mit gutem Grund Einwände haben gegen die These von Bertoluccis berühmter Moravia-Verfilmung, die nicht bloss den Konformismus, den «alltäglichen», sondern auch den historischen Faschismus aus frühkindlichen Traumata und unterdrückten sexuellen Neigungen Einzelner herleitet. Doch stilistisch ist Il conformista Bertoluccis berückendster Film: Die Zeitebenen verschachteln sich zu einer assoziativen Reise durch das Gedächtnis des Protagonisten, Vittorio Storaros magisches Zwielicht, die überdrehten Dekors und Kostüme vermengen sich mit Georges Delerues Musik zu einem visionären Art-déco-Noir. Jean-Louis Trintignants ausgehöhlter Blick und Szenen wie der laszive Tanz von Dominique Sanda und Stefania Sandrelli, schliesslich das gespenstische Attentat im winterlichen Wald brennen sich ins Gedächtnis ein. Das private und das historische Drama werden zur grossen Bilderoper. (afu)

Drehbuch: Bernardo Bertolucci, nach dem Roman von Alberto Moravia
Kamera: Vittorio Storaro
Musik: Georges Delerue
Schnitt: Franco Arcalli

Mit: Jean-Louis Trintignant (Marcello Clerici), Stefania Sandrelli (Giulia), Dominique Sanda (Anna Quadri), Enzo Tarascio (Prof. Quadri), Gastone Moschin (Manganiello), Pierre Clémenti (Lino Seminara), Yvonne Sanson (Giulias Mutter)

111 Min., Farbe, 35 mm, I/e