«Hollywood-Märchen» sagt man im Alltag, und meint damit die Tendenz des amerikanischen Kinos zur Verklärung, oft auch Verkitschung der Realität durch Weichzeichnung und zwanghafte Happy-End-Dramaturgie. Als Inbegriff dieser Tendenz gilt die romantische Komödie Pretty Woman, die auf der Wende von den achtziger zu den neunziger Jahren ein phänomenaler Kassenschlager war und vom cinephilen Publikum, wenn überhaupt, entsprechend scheel angesehen wird. Unleugbar zeigt dieser Film über die gegenseitige Bildung des Geschmacks beziehungsweise des Herzens zwischen einem Geschäftsmann und einem Call-Girl in Beverly Hills kaum soziale Realität, dafür aber einigen Sinn für Ironie im Spiel mit den Kinoillusionen. Auf der Stoffebene werden die beliebten Motivstränge von Aschenbrödel, der wundersam erhobenen Frau, und Pygmalion, dem erzogenen Erzieher, verquickt. (afu)
Drehbuch: J. F. Lawton
Kamera: Charles Minsky
Musik: James Newton Howard
Schnitt: Priscilla Nedd
Mit: Richard Gere (Edward Lewis), Julia Roberts (Vivian), Ralph Bellamy (James Morse), Laura San Giacomo (Kit De Luca), Hector Elizondo (Hotelmanager), Jason Alexander (Philip Stuckey), Alex Hyde-White (David Morse), Amy Yasbeck (Elizabeth Stuckey), Patrick Richwood (Liftboy)
119 Min., Farbe, 35 mm, E/d/f