Der Hauptmann von Köpenick gilt als Klassiker des gesellschaftskritischen Films der Weimarer Republik. Als Berliner Schuster Wilhelm Voigt, dessen historische «Köpenickiade» sprichwörtlich geworden ist, spielt der grosse Volksschauspieler Max Adalbert unter Richard Oswald seine bedeutendste Filmrolle. So sehr sich Oswald auf die dramatische Wirkung des Stückes und die Schauspielleistung seines Ensembles, das mehrheitlich mit der Darstellung der Figuren schon von der Inszenierung Heinz Hilperts am Deutschen Theater her vertraut war, verlassen konnte, so wenig kann bei der filmischen Ausgestaltung der einzelnen Szenen von einer Orientierung an dieser Bühneninszenierung die Rede sein. Oswald entwickelt eine ganze Reihe von überraschenden Regieeinfällen, die den Gehalt des Stoffes nicht künstlich überformen, sondern seine psychologischen Nuancen subtil hervortreiben und den satirischen und humanistischen Grundgestus des Films – heute noch so unmittelbar berührend wie damals – anschaulich verdeutlichen.
Drehbuch: Carl Zuckmayer, Albrecht Joseph, nach dem Theaterstück von Carl Zuckmayer
Kamera: Ewald Daub
Musik: Anton Rubinstein
Schnitt: Max Brenner
Mit: Max Adalbert (Wilhelm Voigt), Käthe Haack (Frau Dr. Obermüller), Max Gülstorff (Dr. Obermüller), Paul Wagner (Hauptmann von Schlettow), Willi Schur (Kalle), Hermann Vallentin (Uniformschneider Wormser), Ilse Fürstenberg (Marie Hoprecht, Voigts Schwester), Friedrich Kayßler (ihr Mann), Fritz Odemar (Stadtkämmerer), Leonard Steckel (Krakauer, ein Trödler), Edith Karin (Plörösenmieze), Hermann Speelmans (Wachtmeister Kilian)
97 Min., sw, 35 mm, D