Ebenso tragisch wie grausig mutet der Fall von falsch verstandenem Humanismus an, den der Ingenieur Alfred A. Leuchter aus Massachusetts repräsentiert. Aus erklärtermassen humanitären Beweggründen machte sich dieser Sohn eines Gefängniswärters einst daran, die unzulänglichen Exekutionsvorrichtungen amerikanischer Strafanstalten zu perfektionieren, und war ein gefragter Spezialist für Galgen, elektrische Stühle und Gaskammern, bis er sich vom Holocaust-Leugner Ernst Zündel dafür einspannen liess, die Inexistenz von Auschwitz mit vermeintlich forensischen Mitteln nachzuweisen. Morris porträtiert diesen fehlgeleiteten Wahrheitsfanatiker mit bewährt schwarzem Humor und verfolgt seinen Weg in den selbst gewählten Ruin, ohne moralische Urteile zu fällen. So bleibt es dem Protagonisten vorbehalten, uns seinen Bankrott bis in die letzten Konsequenzen des Privatlebens vorzuführen und dabei ein beängstigendes Beispiel für die Fragilität der menschlichen Urteilskraft abzugeben. (afu)

Kamera: Peter Donahue, Robert Richardson
Musik: Caleb Sampson
Schnitt: Karen Schmeer

91 Min., 35 mm, E/d