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Cría cuervos
Carlos Saura (Spanien 1976)

«Saura erzählt in Cría cuervos von den Ängsten, Obsessionen und Träumen einer unglücklichen Kindheit und bemüht sich, bei seiner Schilderung die magische Denkweise des betroffenen Kindes nachzuvollziehen. Im Zentrum der Fabel steht das neunjährige Mädchen Ana, das rnit einer älteren und einer jüngeren Schwester zusammen im Hause ihrer verstorbenen Eltern von ihrer Tante Paulina und der alten Haushaltgehilfin Rosa erzogen wird. Die Erinnerungsbilder des Mädchens sind so stark, dass sie (auch für den Zuschauer) von der Wirklichkeit nicht mehr unterschieden werden können. Vergangenheit und Gegenwart bilden auf diese Weise eine traumhaft wirkende Realität, die ihrerseits noch einmal durch die Tatsache eine Brechung erfährt, dass die gesamte Fabel von der erwachsenen Ana erzählt wird. Dass die erwachsene Ana und ihre schon längst verstorbene Mutter von der gleichen Schauspielerin gespielt werden, nämlich von Géraldine Chaplin, ist ein weiterer Anlass der Verwirrung, hat aber eine klar erkennbare Bedeutung: Ana wächst im Verlaufe ihrer Entwicklung immer stärker in die Rolle der geliebten Mutter hinein.
Genau besehen, geht es in Cría cuervos um Erinnerungen an Erinnerungen, um Träume von Träumen. Doch Saura bietet kein intellektuelles Puzzle, er entwickelt die komplexen Erinnerungsstrukturen ganz aus dem Bild und hält sich nur an assoziative, nicht an chronologische Zusammenhänge. Die weiten, düsteren Räume des von Frauen regierten Hauses, lange Einstellungen auf Gesichter oder Gegenstände, vor allem aber der fragende, anklagende und strafende Blick der jungen Ana Torrent bilden die Ausgangspunkte der hintergründigen Sequenzen, bei denen man öfters an Szenen aus den Dramen Federico García Lorcas denkt. (...) Der ganze Film kann als "wortloser" Protest gegen die politische Wirklichkeit in Spanien verstanden werden, in der der Tod ebenfalls eine so grosse Rolle gespielt hat und noch spielt. Sauras Dramaturgie der beredten Bilder bietet keine Fluchtpunkte aus dieser Wirklichkeit, sondern eine verschlüsselte Antwort auf die tägliche Herausforderung des Todes im spanischen Alltagsbewusstsein.» (Gerhart Waeger, in: Zoom, Nr. 23/1976)

Drehbuch: Carlos Saura
Kamera: Teodoro Escamilla, Jeanette
Musik: Federico Mompou
Schnitt: Pablo González del Amo

Mit: Ana Torrent (Ana), Geraldine Chaplin (Anas Mutter/Ana als Erwachsene), Conchita Pérez (Irene), Hector Alterio (Anselmo, Anas Vater), Mónica Randall (Paulina, die Tante), Florinda Chico (Rosa, die Haushälterin), Mayte Sánchez (Juana), Mirta Miller (Amelia Garontes), Germán Cobos (Nicolás Garontes)

112 Min., Farbe, 35 mm, Span/d/f, J/14

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
So.,
13.12.1998
18:00
Di.,
15.12.1998
20:30