Nüschelerstrasse 11, 8001 Zürich - 044 415 33 66

< Zurück
Alraune
Arthur Maria Rabenalt (BRD 1952)

Aus Anlass ihres Jubiläums widmet die Cinémathèque suisse ihrem «Paten» Erich von Stroheim in Lausanne (und leider nur dort) eine grosse Retrospektive, die neben seinen Regiearbeiten auch viele seiner Auftritt als Schauspieler umfasst. Eine besondere Rarität darunter ist Arthur Maria Rabenalt Alraune. Es ist die Geschichte eines Wissenschaftlers, der zu Forschungszwecken eine Dirne mit dem Samen eines gehenkten Mörders befruchten lässt - und dem später das «Produkt» seines Versuchs, eine ebenso betörend wie destruktiv wirkenden Frau, zum Verhängnis wird.
Der Film basiert auf dem «phantastisch-erotischen Kolportageroman» (Lexikon des internationalen Films) des deutschen Schriftstellers und Drehbuchautors Hans Heinz Ewers (1871-1943). Als Journalist hatte dieser «Reiseberichte aus aller Welt, exotische Schauergeschichten, Dramen, Poesie» veröffentlicht, sich in der Presse für den noch jungen Kinematographen stark gemacht, bis ihn 1911 dieser Roman «zu Ruhm und Geld bringt», «die Geschichte der fatalen Liebe eines Wissenschaftlers zu einem weiblichen Homunculus» (CineGraph). Ewers’ berühmtester Titel ist wohl Der Student von Prag, zu dessen beiden Stummfilmversionen (1913 und 1926) er das Drehbuch schrieb, und der noch zu des Autors Lebzeiten ein Tonfilm-Remake erfuhr (1935). Sein berüchtigtster Titel ist das 1933 erschienenen Buch «Horst Wessel», die Glorifizierung eines SA-Rabauken; sie wurde noch im selben Jahr unter dem Titel Hans Westmar zum Nazi-Propagandafilm umgesetzt. Als Kuriosum erwähnt sei, dass das in der Regel verlässliche CineGraph-Lexikon Daniel Schmids La Paloma unter den Ewers-Verfilmungen anführt; der Film solle auf dessen Geschichte «Der letzte Wille der Stanislawa d’Asp» von 1908 zurückgehen.
Über Arthur Maria Rabenalts Alraune-Version ist in der einschlägigen Literatur eigentlich nur zu finden, dass sie nicht an die früheren Versionen des Stoffs heranreiche: den Stummfilm von Eugen Illés (1919) und vor allem jenen von Henrik Galeen (1927, mit Brigitte Helm und Paul Wegener) sowie den Tonfilm von Richard Oswald (1930, mit Brigitte Helm und Albert Bassermann). Zu Rabenalts Version meint Reclams Filmführer: «Der Film scheitert u.a. daran, dass man versuchte, Probleme der modernen Wissenschaft mit der alten Volkssage zu verknüpfen.»
Rabenalt (1905-1993), ein zu Nazizeiten ebenso wie im bundesdeutschen Kino der fünfziger und dem Fernsehen der sechziger Jahre vielbeschäftigter Routinier, hatte für diesen Film allerdings eine brillante Besetzung: Stroheim erscheint als würdiger Nachfolger eines Wegener und Bassermann und Hildgard Knef, der die Brigitte-Helm-Rolle zufiel, war mit 26 Jahren nach ersten Erfolgen und Hollywood-Engagements bereits ein Star. Für den gut zwei Jahre jüngeren Karlheinz Böhm allerdings war es erst das dritte Filmengagement, und er war sehr beeindruckt durch Stroheims Auftreten. In weiteren Rollen traten bekannte Grössen des damaligen deutschsprachigen Theaters auf - sowie Stroheims Frau Denise Vernac.

Drehbuch: Kurt Heuser, nach dem Roman von Hanns Heinz Ewers
Kamera: Friedl Behn-Grund
Musik: Werner R. Heymann
Schnitt: Doris Zeltmann

Mit: Hildegard Knef (Alraune), Erich von Stroheim (Professor ten Brinken), Karlheinz Böhm (Frank Braun), Rolf Henniger (Wolf Gontram), Harry Halm (Dr. Mohn), Harry Meyen (Graf Geroldingen), Denise Vernac (Gouvernante), Trude Hesterberg (Fürsin Wolkonska), Julia Koschka (Olga Wolkonska)

92 Min., 35 mm, D

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Di.,
3.11.1998
18:00