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The Jazz Singer
Alan Crosland (USA 1927)

Bereits mit dem "ersten quasi Tonfilm" (Weihsmann, H.: Notes from a Survivor) in der Filmgeschichte, dem Film, The Jazz Singer offenbahrt sich ein interessantes Bild der Jazzmusik hinsichtlich ihrer (sozialen) Stellung in der Gesellschaft. Hier erweist sich der Film als Spiegel der Gesellschaft und deren Vorstellung über die Jazzmusik.
Musikalisch entbehrt dieser Film jeglicher Nähe zum Jazz. Es ist eine "gestelzte Jazz Revue'' (Dauer, A.M.: Jazz und Film) mit dem ,,Blackface'' (Weihsmann, H.: Notes from a Survivor) Al Jolsons angereichert mit "zickigen stage songs" (Dauer, A.M.: Jazz und Film), die von einem "weinerlichen Vitaphone Orchester im besten
Salonorchesterstil'' (Ebda) begleitet wird. Weder Rhythmus, Melodie, Instrumentierung, noch ein musikalisch improvisatorisches Moment lassen auf den Begriff Jazz gemäss dem Titel schliessen. Die Salon-Musik im Film kann nicht als Filmmusik, sondern als Musik im Film bezeichnet werden. Dieses Phänomen erklärt sich aus heutiger Sicht mit dem der Jazzmusik angehefteten schlechten Image als einer Musik der Bars, Kneipen, Spelunken und Varietees. Man sieht in diesem Sachverhalt eine Bestätigung eines Vorurteils gegenüber der damaligen Jazmusik; und der Begriff "Jazz" scheint nur durch ein allgemeines Missverständnis in den Titel gekommen zu sein, nämlich, dass ein"Blackface", ein Mensch mit schwarzem Gesicht, notwendigerweise "Negermusik" macht. (vgl. ebda) Es ist das damalige Bild des guten, naiven Schwarzen, welcher fröhliche und synkopische Musik macht, und ein rassistisch gefärbtes, das Jazz als blosse Tanzmusik sieht. (...)
The Jazz Singer besondere historische Bedeutung, ja seine Sprengkraft, kann höchstens darin gesehen werden, dass er zwei Filmarten (vgl. Altman, Rick: Sound Theory - Sound Practice, New York 1992), sowohl Stummfilm mit seinen Zwischentiteln als auch Tonfilm mit seinem Live-Ton, in sich vereinte (vgl. ebda), aber auch das Aufeinandertreffen zweier Filmgenres beinhaltet. Die Hauptgeschichte (main plot), die Beziehung Jacky Rabinovitzs zu seinen Eltern, ist ein Element der Stummfilme. Das Backstage Musical hingegen ist erfolgreiches Element der dreissiger Jahre.(vgl. ebda) Rich Altman beschreibt diesen Sachverhalt enthusiastisch: "ln 'The Jaz Singer' the barriers came down and the two genres
contaminate one another, with catalysmic results." (ebda)
((Jean-Pierre Reinle)

Drehbuch: Alfred A. Cohn, Jack Jarmuth, nach einem Theaterstück von Samson Raphaelson
Kamera: Hal Mohr
Musik: Louis Silvers
Schnitt: Harold McCord

Mit: Al Jolson (Jakie Rabinowitz/Jack Robin), May McAvoy (Mary Dale), Warner Oland (Cantor Rabinowitz), Eugenie Besserer (Sara Rabinowitz), Bobby Gordon (Jakie im Alter von dreizehn Jahren), Otto Lederer (Moishe Yudelson), Cantor Josef Rosenblatt (er selber), Richard Tucker (Harry Lee), Nat Carr (Levi), William Demarest (Buster Billings), Anders Randolf (Dillings)

88 Min., 16 mm, E

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Do.,
3.4.1997
14:30
So.,
6.4.1997
20:30