Die fiktive Lebensgeschichte des Multimillionärs James Foster Kane (die lebende
Vorlage lieferte der Zeitungszar Hearst), erzählt aus der Perspektive mehrerer
Augenzeugen, deren Berichte ein komplexes Persönlichkeitsbild ergeben: Als
Kind wird Kane von seinen Eltern in die Obhut eines Vormundes gegeben, der
den jungen Mann später in die Geschäftswelt einführt. Kane engagiert sich mit
wechselndem Glück (und wechselnden politischen Überzeugungen), aber mit
gleichbleibender Energie in der Zeitungsbranche, in Handel, Politik und Kunst,
errichtet ein einflussreiches Wirtschaftsimperium und stirbt schliesslich vereinsamt
in seiner festungsähnlichen Traumvilla Xanadu. Der damals 24jährige Orson
Welles, der seinen Debütfilm als Autor. Regisseur und Hauptdarsteller frei
gestalten konnte, entwirft ein geniales Charakter- und Gesellschaftsportrait, in
dem der Mythos des Amerikanischen Traums zugleich beschworen und kritisch
befragt wird. Die verschachtelte Rückblenden-Technik - nach seinem Tod forscht
ein Reporter in Kanes Vergangenheit - zersplittert den Charakter in eine Vielzahl
widersprüchlicher Facetten; die Figur des «Bürgers Kane» entsteht erst im
Schnittpunkt ihrer öffentlichen und privaten Existenz, im Zusammenspiel aus
Erinnerung, Kommentar und fiktivem Dokument. Welles nutzt virtuos die
filmtechnischen Möglichkeiten seiner Zeit; die elliptischen Montagen, die
ausdrucksstarken Bildkompositionen, die raschen Perspektivwechsel wirkten
bahnbrechend und setzten neue Massstäbe.
Drehbuch: Orson Welles, Herman J. Mankiewicz
Kamera: Gregg Toland
Musik: Bernard Herrmann
Schnitt: Robert Wise
Mit: Orson Welles (Charles Foster Kane), Joseph Cotten (Jed Leland), Everett Sloane (Bernstein), Dorothy Comingore (Susan Alexander), Ray Collins («Big Jim» Gettys), William Alland (Jerry Thompson), Agnes Moorehead (Kanes Mutter), Ruth Warrick (Emily Norton Kane), George Coulouris (Thatcher), Erskine Sanford (Carter), Paul Stewart (Raymond)
119 Min., 35 mm, E/d/f