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Das Erbe oder: Fuckoffjungsgutntag
(Dedictví aneb Kurvahošigutntág)

Kurz nach dem Mauerfall schrieb der Komiker und Theatermann Bolek Polívka die derbe Satire Dedictví aneb Kurvahošigutntág, die den schnellen Wandel des Systems vom bürokratischen Sozialismus zum kapitalistischen Oligarchismus aufs Korn nimmt. Věra Chytilová hat diesen handfesten Stoff weniger schräg und surrealistisch als ihre früheren Filme inszeniert. Das Ergebnis wurde in Tschechien zum Grosserfolg. (Spieldaten: Mi, 24.4., 18:15, Einführung: Tereza Fischer // Di, 30.4., 20:45)

Ein tschechisches Dorf bei Brünn, 1991. Bohumil Stejskal, kurz Bohuš, lebt mit seiner greisen Tante in einem heruntergekommenen Häuschen, da wo sich Füchse und neuerdings deutsche Reiter guten Tag sagen. Arbeiten ist ihm ein Graus; lieber säuft er und macht zwischendurch mit Vlastá von der Dorfkneipe herum. Eines Tages taucht Dr. Ulrich, ein Anwalt aus der Stadt, auf und eröffnet Bohuš, dass sein Vater ihm eine Menge Geld sowie eine Ziegelei und diverse Liegenschaften vererbt habe. Bohuš lässt sich von Ulrich seine neuen Güter zeigen und kehrt gleich den tyrannischen Besitzer heraus. Mit seinen chauvinistischen und rassistischen Sprüchen macht sich Bohuš bald unmöglich, aber immerhin weigert er sich, die Ziegelei an die Japaner zu verhökern; er will seine Landsleute nicht um ihre Arbeit bringen. Seinen alten Saufkumpanen spendiert er ein Essen im Gourmetlokal, was freilich in einem Fiasko endet, und Ulrichs Frau brüskiert er mit einem obszönen Gottesbeweis. In einem Massagesalon gabelt er die junge Prostituierte Irena auf und überredet sie dazu, bei ihm im Dorf zu leben. Vlastá allerdings nimmt Irenas Ankunft übel. (mb)

Věra Chytilová (Tschechoslowakei 1992)

«Mit Anspielungen auf Frank Capras Mr. Deeds Goes to Town (1936) und einem zahmen Vogel Strauss als Hommage an Luis Buñuels Le fantôme de la liberté (1974) ist Dedictví aneb Kurvahošigutntág eine sehr lustige satirische Komödie, die vor Gags strotzt – etwa der krassen Diskrepanz zwischen dem grossen, schlaksigen Bohuš und seinem winzigen Knödel von Tante, wenn sie nebeneinanderstehen. (...) Bolek Polívka, der Bohuš spielt, hat sich die Geschichte ausgedacht, und er und die brillante Regisseurin des Films, Věra Chytilová, haben sie in ein unbeschwertes Drehbuch mit ein paar ernsten Akzenten verwandelt. Die beste schauspielerische Leistung liefert allerdings Anna Pantůčková als Tante, die ihr Schwein mit einem sanften Klaps auf den Rüssel diszipliniert und die neu eingezogene Flamme ihres Neffen, Vlastá, anfeuert, als deren Vorgängerin, die Prostituierte Irenká, am Swimmingpool auftaucht: ‹Kratz ihr die Augen aus und ertränke sie!› Nach ihrem kurzen Zickenkampf jedoch verbünden sich Vlastá und Irenká, und Irenkás früherer Protest gegenüber Bohuš, ‹Ich bin nicht dein Eigentum!› verleiht beiden eine politische Stimme.» (Dennis Grunes, grunes.wordpress.com, 18.8.2009)

Drehbuch: Bolek Polívka, Věra Chytilová
Kamera: Ervin Sanders
Musik: Jiří Bulis
Schnitt: Jan Mattlach

Mit: Bolek Polívka (Bohuš), Miroslav Donutil (Dr. Ulrich), Anna Pantučková (Teta), Jozef Kroner (Koštál), Dagmar Havlová (Vlastá), Šárka Vojtková (Irena)

120 Min., Farbe, Digital HD, Tschechisch/e

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Mi.,
24.4.2019
18:15
Einführung: Tereza Fischer
Di.,
30.4.2019
20:45