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Dada-Kurzfilmprogramm

In Zusammenarbeit mit den Festspielen Zürich widmet das Filmpodium einen Abend dem Thema Dada im Kino. Dass die heuer 100-jährige Dada-Bewegung die damals neue Kunstform Film aufgriff, überrascht nicht; schon Georges Méliès und andere Pioniere hatten mit dem Medium Schabernack getrieben. Witz, Anarchie und Poesie im Dada-Stil scheinen bis heute im Kino auf. An Méliès gemahnen René Clairs Entr’acte (1924) und Hans Richters Vormittagsspuk (1928), die auf eine Handlung verzichten, mit der Laufgeschwindigkeit spielen, Szenen rückwärts laufen lassen, leblose Gegenstände animieren und durchwegs von anarchischem Spass gezeichnet sind.
Die Filme von Fernand Léger und Marcel Duchamp erscheinen eher als Weiterentwicklungen ihrer Gemälde und Skulpturen: Ballet mécanique (1924) von Léger und Dudley Murphy ist ein modern-abstrakter Clip von tanzenden Bildern; der amerikanische Avantgarde-Komponist George Antheil schuf dazu eine kakophonische Maschinenmusik, die Bruce Posner für die restaurierte Fassung des Films möglichst originalgetreu aufführen liess. Duchamps Anémic cinéma (1926) nimmt heutige Videokunst vorweg und kombiniert bewegte Bilder mit Wortspielen. Die poetische Seite der Dadaisten zeigt sich in Man Rays L’étoile de mer (1928), der Adaptation eines Gedichts voller Sinn-Bilder.
In den sechziger Jahren greift Walerian Borowczyk Animationsmethoden und Antikriegsmotive der Dadaisten auf: In Renaissance (1964) re-animiert er zerstörte Objekte, darunter ein Objekt der Zerstörung; in Les jeux des anges (1965) «verfilmt» er eine Reihe mysteriöser Gemälde und suggeriert mit der Tonspur ein Szenario mechanischer Menschenvernichtung.
Den – allzu selten erhaltenen – Beitrag der Frauen zu Dada würdigt Anka Schmids neuer Film La Dada – König Hirsch (2016), der eine Tanzperformance im Stil von Sophie Taeuber-Arp mit deren legendären Marionetten inszeniert. (mb)

1924 Fernand Léger: Ballet mécanique (ca. 16’)

1924 René Clair: Entr’acte (ca. 20’)

1926 Marcel Duchamp: Anémic cinéma (7’)
am Flügel: André Desponds

1928 Hans Richter: Vormittagsspuk (6’)
Live-Vertonung durch die Musikklasse der ZHdK:
Rosanna Zünd - Komposition
Astrid Schumacher - Blasinstrumente
Joachim Flüeler - Saiteninstrumente
Regula Rolle - Welte-Mignon

1928 Man Ray: L’étoile de mer (21’)
am Flügel: André Desponds

1964 Walerian Borowczyk: Renaissance (10’)

1965 Walerian Borowczyk: Les jeux des anges (13’)

2016 Anka Schmid: La Dada – König Hirsch (7’)

Durch den Abend führt Jan Sahli (Seminar für Filmwissenschaft, Universität Zürich)

Entr'acte wird im Rahmen der Festspiele Zürich auch in der Tonhalle aufgeführt, am 10. Juni live vertont vom paul taylor orCHestra und am 11. Juni in seiner ursprünglichen Funktion als Pausenfüller beim Extrakonzert Dada!