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Sélection Lumière: Gloria

John Cassavetes hat als Schauspieler in Hollywoodstreifen Geld verdient, um damit Filme nach eigenem Gusto zu drehen. Neben seinen innovativen, teils sperrigen Dialogstücken hat er mit Gloria einen Ausflug ins Krimigenre gewagt und damit auch ein breiteres Publikum erobert. «Schon von der einleitenden Montagesequenz an ist klar, dass wir uns in den Händen eines Meisters befinden. Der Film gleitet elegant von einer gemalten Titelsequenz über aufregende Luftaufnahmen von Manhattan bei Nacht zu einer entnervten Frau, die versucht, einen vollgepackten Bus zu verlassen, alles zu den gefühlvollen Klängen von Bill Contis schöner Jazz-Orchestermusik. Rowlands ist wie üblich Spitze als New Yorker Gangsterbraut mit taffem Mundwerk – halb Hure, halb Mutter –, die wider Willen einen vorzeitig machohaften Latino-Jungen am Hals hat, nachdem seine Familie von der Mafia ermordet worden ist. Auf ihrer gemeinsamen Flucht verwandelt sich Feindseligkeit unweigerlich in Zuneigung, doch Cassavetes und die beiden Hauptdarsteller halten die Sentimentalität im Zaum bis zum sehr bitteren Ende, wenn der Film im Grunde eingesteht, dass Happy Ends à la Hollywood blosse Wunschträume sind. Grossartig.» (Geoff Andrew, Time Out Film Guide)
«Gerade weil der Stoff dieses Films so vertraut wirkt, hängt fast alles von den schauspielerischen Leistungen ab. Und da rettet Cassavetes den Stoff und kompensiert die Abgedroschenheit seiner Story. Rowlands treibt die Handlung mit so viel reizvoller nervöser Energie voran, dass wir es nicht übers Herz bringen, innezuhalten und uns zu überlegen, wie albern das Ganze ist.» (Roger Ebert, Chicago Sun-Times, 7.1.1998)

* am Mittwoch, 6. April, 20:45 Uhr: Einführung von Michel Bodmer